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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Freitag, 19. März 1937

Emil Raas
[1]

[1][2]

Fraumünsterpost postlagernd Zürich

19. III 37.

Lieber Mill.

Ich war wieder so ungezogen, gerade zu Ihnen, bitte nehmt es mir nicht übel. Ich weiß Sie meinen es ja gut; und auch, daß ich ohne Marke den Brief sende? Im folgenden morgen schon send ich Marken ein. Ich will nur schnell schreiben. Um ½ 9 Uhr beginnt mein Abend. Jetzt 12 Uhr mittags. Ich komme – hoffe ich sicher! Korrodi hat auf meinen Abend aufmerksam gemacht, hoffe es kommen viele Leute. Meine Bilder werden auch ausgestellt; Dr. Oprecht will so. Bitte seien Sie nicht böse, da ich so schlecht am Telephon empfing. Ich bin gar nicht so. Im Cafe Selekt alle sehr nett zu mir, da ich mittue [Blüte um Tintenklecks] [2] Herr Heider, der mitkommt, intim befreundet mit dem Bundesmenschen. Sie müssen uns begleiten zum II. Mal. Alles andere: Kappes! Das heißt: Rotkohl. Ich werde heute Abend Gedicht: Joseph wird verkauft für Thomas Mann sprechen. Da er bewunderungwürdig gerecht ist und wir können uns gegenseitig leiden, schon immer. Vielleicht gefällt mir auf dem [Schiff, darauf Figur mit Fes: »bin ich«] Jemand, dann haben Sie mich los. Herr Heiders Großvater und Mutter Deutsche. Er liebt ein sehr schönes Mädchen, ich pass auf oft, ob sie kommt. Frau Dr. die feine wäre entzückt. Endlich hat er sie angesprochen. Das ganze Café weiß es. Erik will Paris, oder schon da. Von Jerusalem aus mach ich viele Reisen mit Geld: Rom, Paris, [Blüte um Tintenklecks] Amsterdam; ich liebe die Stadt mit den vielen Meeren. Vielleicht sehen wir uns nie wieder aber das schadet nichts. Oder doch? – Jussuf

(Ich wollte noch schreiben, aber zu gemein.

Verzeiht bitte verzeiht

Ich werd nicht anders.

Anmerkungen

Briefbogen des Hotels Seehof-Bollerei.

Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 36).