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Else Lasker-Schüler: Die Kuppel (1920)

Aktualisiert: 12. November 2020

Inhaltsübersicht

Die Kuppel (1920) [*]

Inhalt [*]

[3]

Die Kuppel

Von

Else Lasker-Schüler

Der Gedichte zweiter Teil

Mit einer Einbandzeichnung der Verfasserin

Verlegt bei Paul Cassirer in Berlin

1920

[5]

Die Gedichte

schenke ich meiner teuren Mutter

und ihrem Enkel Paul

[Einband:]
Die Kuppel (1920)

[7] Mein Lied

Schlafend fällt das nächtliche Laub,

O, du stiller dunkelster Wald ....

Kommt das Licht mit dem Himmel,

Wie soll ich wach werden?

Überall wo ich gehe,

Rauscht ein dunkler Wald;

Und bin doch dein spielender Herzschelm, Erde,

Denn mein Herz murmelt das Lied

Moosalter Bäche der Wälder.

[8] Georg Trakl

Georg Trakl erlag im Krieg von eigener Hand gefällt.

So einsam war es in der Welt. Ich hatt ihn lieb.

[9] Georg Trakl

Seine Augen standen ganz fern.

Er war als Knabe einmal schon im Himmel.

Darum kamen seine Worte hervor

Auf blauen und auf weißen Wolken.

Wir stritten über Religion,

Aber immer wie zwei Spielgefährten,

Und bereiteten Gott von Mund zu Mund.

Im Anfang war das Wort.

Des Dichters Herz, eine feste Burg,

Seine Gedichte: Singende Thesen.

Er war wohl Martin Luther.

Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,

Als er in den heiligen Krieg zog.

– Dann wußte ich, er war gestorben –

Sein Schatten weilte unbegreiflich

Auf dem Abend meines Zimmers.

[10] Paul Leppin

Der König von Böhmen

Schenkte mir seine Dichtung Daniel Jesus.

Ich schlug sie auf und las: Der lieben, lieben, lieben, lieben Prinzessin.

Ich schrieb ihm auf einen himmelblauen

Bogen: Süßer Daniel Jesus Paul.

[11] Dem Daniel Jesus Paul

Du es ist Nacht –

Wir wollen unsere Sehnsucht teilen,

Und in die Goldgebilde blicken.

Vor meinem Herzen sitzt immer eine Tote

Und bettelt um Almosen.

Und summt meine Lieder

Schon einen weißgewordenen Sommer lang.

Über den Grabweg hinweg

Wollen wir uns lieben,

Tollkühne Knaben,

Könige, die sich nur mit dem Szepter berühren!

Frage nicht – ich lausche

Deiner Augen Rauschehonig.

Die Nacht ist eine weiche Rose

Wir wollen uns in ihren Kelch legen,

Immer ferner versinken,

Ich bin müde vom Tod!

[12] Dem König von Böhmen

Ich frage nicht mehr –

Ich weiß wer auf den Sternen wohnt ......

Mein Herz sinkt tief in die Nacht.

So sterben Liebende

Immer an zärtlichen Himmeln vorbei;

Und atmen wieder dem Morgen entgegen

Auf frühleisen Schweben.

Ich aber wandele mit den heimkehrenden Sternen.

Und ich habe viele schlafende Knospen ausgelöscht,

Will ihr Sterben nicht sehn,

Wenn die Rosenhimmel tanzen.

Aus dem Gold meiner Stirne leuchtet der Smaragd,

Der den Sommer färbt.

Ich bin eine Prinzessin.

Mein Herz sinkt tief in die Nacht

An Liebende vorbei.

[13] Winternacht

(Cellolied)

Ich schlafe tief in starrer Winternacht,

Mir ist, ich lieg in Grabesnacht,

Als ob ich spät um Mitternacht gestorben sei

Und schon ein Sternenleben tot.

Zu meinem Kinde zog mein Glück

Und alles Leiden in das Leid zurück.

Nur meine Sehnsucht sucht sich heim

Und zuckt wie zähes Leben

Und stirbt.

Ich schlafe tief in starrer Winternacht,

Mir ist, ich lieg in Grabesnacht.

[14] Frühling

Wir wollen wie der Mondenschein

Die stille Frühlingsnacht durchwachen,

Wir wollen wie zwei Kinder sein.

Du hüllst mich in dein Leben ein

Und lehrst mich so wie du zu lachen.

Ich sehnte mich nach Mutterlieb

Und Vaterwort und Frühlingsspielen,

Den Fluch, der mich durchs Leben trieb,

Begann ich, da er bei mir blieb,

Wie einen treuen Feind zu lieben.

Nun blühn die Bäume seidenfein

Und Liebe duftet von den Zweigen.

Du mußt mir Mutter und Vater sein

Und Frühlingsspiel und Schätzelein

Und ganz mein eigen.

[15] Abend

Es riß mein Lachen sich aus mir,

Mein Lachen mit den Kinderaugen,

Mein junges, springendes Lachen

Singt Tag der dunklen Nacht vor deiner Tür.

Es kehrte aus mir ein in dir

Zur Lust dein Trübstes zu entfachen –

Nun lächelt es wie Greisenlachen

Und leidet Jugendnot.

[16] Sein Blut

Am liebsten pflückte er meines Glückes

Letzte Rose im Maien

Und würfe sie in den Rinnstein.

Sein Blut plagt ihn.

Am liebsten lockte er meiner Seele

Zitternden Sonnenstrahl

In seine düstre Nächtequal.

Am liebsten griff er mein spielendes Herz

Aus wiegendem Lenzhauch

Und hing es auf wo an einem Dornstrauch

.... Sein Blut plagt ihn.

[17] Selbstmord

Wilde Fratzen schneidet der Mond in den Sumpf

Es kreisen alle Welten dumpf;

Hätt ich erst diese überstanden!

Mein Herz, ein Skarabäenstein;

Blüht bunter Mai aus meinem Gebein

Und Meere rauschen durch Guirlanden.

Ich wollt, ich wär eine Katz geworden;

Der Kater schleicht sie lustzumorden

Im vollmondblutenden Abendschein.

Wie die Nacht voll grausamer Sehnsucht keimt –

Sie hat in mir oft zart geträumt

Und ist entstellt zur Fratze.

Der Tod selbst fürchtet sich zu zwein

Und kriecht in seinen Erdenschrein,

– Aber ich pack ihn mit meiner Tatze.

[18] Mein stilles Lied

Mein Herz ist eine traurige Zeit,

Die tonlos tickt.

Meine Mutter hatte goldene Flügel,

Die keine Welt fanden.

Horcht, mich sucht meine Mutter,

Lichte sind ihre Finger und ihre Füße wandernde Träume.

Und süße Wetter mit blauen Wehen

Wärmen meine Schlummer

Immer in den Nächten,

Deren Tage meiner Mutter Krone tragen.

Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,

Wenn die Nacht einsam kommt.

Meine Lieder trugen des Sommers Bläue

Und kehrten düster heim.

– Ihr verhöhntet meine Lippe

Und redet mit ihr. –

Doch ich griff nach euren Händen,

Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.

[19] Und ich artete mich nach euch,

Weil ich mich nach dem Menschen sehnte.

Arm bin ich geworden

An eurer bettelnden Wohltat.

Und das Meer wird es wehklagen

Gott.

Ich bin der Hieroglyph,

Der unter der Schöpfung steht

Und mein Auge

Ist der Gipfel der Zeit;

Sein Leuchten küßt Gottes Saum.

[20] Ballade

(Aus den sauerländischen Bergen)

Er hat sich

In ein verteufeltes Weib vergafft,

In sing Schwester!

Wie ein lauerndes Katzentier

Kauerte sie vor seiner Tür

Und leckte am Geld seiner Schwielen.

Im Wirtshaus bei wildem Zechgelag

Saß er und sie und zechten am Tag

Mit rohen Gesellen.

Und aus dem roten, lodernden Saft

Stieg er ein Riese aus zwergenhaft

Verkümmerten Gesellen.

Und ihm war, als blickte er weltenweit,

Und sie schürte den Wahn seiner Trunkenheit

Und lachte!

Und eine Krone von Felsgestein,

Von golddurchädertem Felsgestein

Wuchs ihm aus seinem Kopf.

Und die Säufer kreischten über den Spaß.

»Gott verdamm mich, ich bin der Satanas!«

Und der Wein sprühte Feuer der Hölle.

[21] Und die Stürme sausten wie Weltuntergang

Und die Bäume brannten am Bergeshang,

Es sang die Blutschande ........

Sie holten ihn um die Dämmerzeit,

Und die Gassenkinder schrien vor Freud

Und bewarfen ihn mit Unrat.

Seitdem spukt es in dieser Nacht,

Und Geister erscheinen in dieser Nacht,

Und die frommen Leute beten.

Sie schmückte mit Trauer ihren Leib,

Und der reiche Schankwirt nahm sie zum Weib,

Gelockt vom Sumpf ihrer Tränen.

– Und der mit der schweren Rotsucht im Blut

Wankt um die stöhnende Dämmerglut

Gespenstisch durch die Gassen.

Wie leidender Frevel

Wie das frevelnde Leid,

Überaltert dem lässigen Leben.

Und er sieht die Weiber so eigen an,

Und sie fürchten sich vor dem stillen Mann

Mit dem Totenkopf.

[22] »Täubchen, das in seinem eignen Blute schwimmt«

Als ich also diese Worte an mich las,

Erinnerte ich mich

Tausend Jahre meiner.

Eisige Zeiten verschollen – Leben vom Leben,

Wo liegt mein Leben –

Und träumt nach meinem Leben.

Ich lag allen Tälern im Schoß,

Umklammerte alle Berge,

Aber nie meine Seele wärmte mich.

Mein Herz ist die tote Mutter,

Und meine Augen sind traurige Kinder,

Die über die Lande gehen.

»Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt«.

Ja, diese Worte an mich sind heiße Tropfen,

Sind mein stilles Aufsterben

»Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt«.

In den Nächten sitzen sieben weinende Stimmen

Auf der Stufe des dunklen Tors

Und harren.

[23] Auf den Hecken sitzen sie

Um meine Träume

Und tönen.

Und mein braunes Auge blüht

Halberschlossen vor meinem Fenster

Und zirpt. –

»Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt«.

[24] Nun schlummert meine Seele –

Der Sturm hat ihre Stämme gefällt,

O, meine Seele war ein Wald.

Hast du mich weinen gehört?

Weil deine Augen bang geöffnet stehn.

Sterne streuen Nacht

In mein vergossenes Blut.

Nun schlummert meine Seele

Zagend auf Zehen.

O, meine Seele war ein Wald;

Palmen schatteten,

An den Ästen hing die Liebe.

Tröste meine Seele im Schlummer.

[25] Vergeltung

Hab hinter deinem trüben Grimm geschmachtet,

Und der Tod hat in meiner Seele genachtet

Und fraß meine Lenze.

Da kam ein Augenblick,

Ein spielender, jauchzender Augenblick

Und tanzte mit mir ins Leben zurück

Bis zur Grenze.

Aber das Netz meiner Augen zerriß

Vom plötzlichen Lichtglanz.

Wie soll ich nun die Goldzeiten auffangen!

Meine Seele die Goldlüfte einsaugen!

Der Tod hat sich fest an mein Leben gehangen,

Ich fühle immer stilleres Vergessen .....

Himmelszeichen künden Unheil an im Westen,

In der Sackgasse brütet Frucht ein Nebelbaum

Und winkt mir heimlich mit den Schattenästen –

Ja! Meine Seele soll Beklemmnis von ihm essen!

Und ein Alp auf dir liegen nachts im Traum.

[26] Liebessterne

Deine Augen harren vor meinem Leben

Wie Nächte, die sich nach Tagen sehnen,

Und der schwüle Traum liegt auf ihnen unergründet.

Seltsame Sterne starren zur Erde,

Eisenfarbene mit Sehnsuchtsschweifen,

Mit brennenden Armen die Liebe suchen

Und in die Kühle der Lüfte greifen.

[27] Schwarze Sterne

Warum suchst du mich in unseren Nächten,

In Wolken des Hasses auf bösen Sternen!

Laß mich allein mit den Geistern fechten.

Sie schnellen vorbei auf Geyerschwingen

Aus längst vergessenen Wildlandfernen.

Eiswinde durch Lenzessingen.

Und du vergißt die Gärten der Sonne

Und blickst gebannt in die Todestrübe.

Ach was irrst du hinter meiner Not.

[28] Mein Drama

Mit allen duftsüßen Scharlachblumen

Hat er mich gelockt,

Keine Nacht mehr hielt ich es im engen Zimmer aus,

Liebeskrumen stahl ich mir vor seinem Haus

Und sog mein Leben ihn ersehnend aus.

Es weint ein bleicher Engel leis in mir versteckt,

Ich glaube tief in meiner Seele;

Er fürchtet sich vor mir.

Im wilden Wetter sah ich mein Gesicht!

Ich weiß nicht wo, vielleicht im dunklen Blitz,

Mein Auge stand wie Winternacht im Antlitz,

Nie sah ich grimmigeres Leid.

.... Mit allen duftsüßen Scharlachblumen

Hat er mich gelockt,

Es regt sich wieder weh in meiner Seele

Und leitet mich durch all Erinnern weit.

Sei still mein wilder Engel mein,

Gott weine nicht

Und schweige von dem Leid,

Mein Schmerzen soll sich nicht entladen,

Den Faden, der mich hielt mit allen Leben,

Hab ich der Welt zurückgegeben

Freiwillig.

Auf allen Denkgesteinen wird mein Leiden brennen,

[29] Um alles Blühen lohen, wie ein dunkler Bann.

Ich sehne mich nach meiner blindverstoßenen Einsamkeit,

Trostsuchend wie mein Kind sie zu umarmen.

[30] Leise sagen –

Du nahmst dir alle Sterne

Über meinem Herzen.

Meine Gedanken kräuseln sich,

Ich muß tanzen.

Immer tust du das, was mich aufschauen läßt,

Mein Leben zu müden.

Ich kann den Abend nicht mehr

Über die Hecken tragen.

Im Spiegel der Bäche

Finde ich mein Bild nicht mehr.

Dem Erzengel hast du

Die schwebenden Augen gestohlen;

Aber ich nasche vom Seim

Ihrer Bläue.

Mein Herz geht langsam unter

Ich weiß nicht wo –

Vielleicht in deiner Hand.

Überall greift sie an mein Gewebe.

[31] Nachklänge

Auf den harten Linien

Meiner Siege

Laß ich meine späte Liebe tanzen.

Herzauf, seelehin,

Tanze, tanze meine späte Liebe,

Und ich lächle schwervergessene Lieder.

Und mein Blut beginnt zu wittern

Sich zu sehnen

Und zu flattern.

Schon vor Sternzeiten

Wünschte ich mir diese blaue,

Helle, leuchteblaue Liebe.

Deine Augen singen

Schönheit,

Duftende ....

Auf den harten Linien

Meiner Siege

Laß ich meine späte Liebe tanzen.

Und ich schwinge sie –

»Fangt auf ihr Rosenhimmel,

Auf und nieder!«

[32] Tanze, tanze meine späte Liebe,

Herzab, seelehin –

Arglos über stille Tiefen ....

Über mein bezwungenes Leben.

[33] Streiter

Und deine hellen Augen heben sich im Zorn,

Schwarz, wie die lange Nacht, und morgenlose.

Des Eitlen Stimme brüllt in toter Pose,

Wie durch ein enggebogenes Horn.

Und zwischen übermütigem Tausendlachen

Der Einen und der Zweiten und der Vielen

Zerbersten Wort an Worten sich aus Wetterschwielen

Wie reife Härten auf den lauten Schwachen.

Und Abendwinde, die von her und dort sich trafen

Und schrill in Kreiseleile sich beschielen,

Aufpfiffen fröstelnd über die gebohnten Dielen –

Ich konnte nachts vor Träumerei nicht schlafen.

Und meine Seele liegt wie eine bleiche Weite

Und hört das Leben mahlen in der Mühle,

Es löst sich auf in schwere Kühle,

Und ballt sich wieder heiß zum Streite.

[34] An zwei Freunde

Ich blicke nachts in euren stillen Stern.

Es schwimmen Tränen braun um meinen Mandelkern

Und meine Schellen spielen süß am Kleiderrand.

Ich trage einen wilden Kork im Ohrlapp,

Und Monde tätowiert auf meiner Hand.

Versteinte Käfer fallen von der Schnur ab.

Ich liebe euer glitzernd Zackenland,

Und sehne mich nach goldnem Edelpunsche,

Aufglimme unsichtbar in eurem Wunsche.

[35] Laurencis

Ich gab dir einen Namen

Wie eine fromme Guirlande.

Darum will ich ihn

Nur immer liebend rufen.

Du siehst mich golden schimmern

Durch mein Abendherz.

Und nicht so trübe

Wie der Nebel es staubfällig färbt.

Meine Seele spielte Auferstehn,

Wenn Augen wie schlafende Täler lagen.

Und ich kenne alle Engel,

Denen habe ich von dir erzählt.

Es blüht die Aster meines Mundes

Mit deiner Lippen Rittersporn.

Und ich wache vor unserer Liebe

Denn ihre Küsse sollen Knospen bleiben.

[36] Chaos

Die Sterne fliehen schreckensbleich

Vom Himmel meiner Einsamkeit,

Und das schwarze Auge der Mitternacht

Starrt näher und näher.

Ich finde mich nicht wieder

In dieser Todverlassenheit,

Mir ist, ich lieg von mir weltenweit

Zwischen grauer Nacht der Urangst.

Ich wollte, ein Schmerzen rege sich

Und stürze mich grausam nieder

Und riß mich jäh an mich!

Und es lege eine Schöpferlust

Mich wieder in meine Heimat

Unter der Mutterbrust.

Meine Mutterheimat ist seeleleer,

Es blühen dort keine Rosen

Im warmen Odem mehr. –

.... Möcht einen Herzallerliebsten haben,

Und mich in seinem Fleisch vergraben.

[37] Scheidung

Hab in einer sternlodernden Nacht

Den Mann neben mir ums Leben gebracht.

Und als sein girrendes Blut gen Morgen rann,

Blickte mich düster sein Schicksal an.

[38] Die Liebe

Es rauscht durch unseren Schlaf

Ein feines Wehen, Seide,

Wie pochendes Erblühen

Über uns beide.

Und ich werde heimwärts

Von deinem Atem getragen,

Durch verzauberte Märchen,

Durch verschüttete Sagen.

Und mein Dornenlächeln spielt

Mit deinen urtiefen Zügen,

Und es kommen die Erden

Sich an uns zu schmiegen.

Es rauscht durch unseren Schlaf

Ein feines Wehen, Seide –

Der weltalte Traum

Segnet uns beide.

[39] Der letzte Stern

Mein silbernes Blicken rieselt durch die Leere,

Nie ahnte ich, daß das Leben hohl sei.

Auf meinem leichtesten Strahl

Gleite ich wie über Gewebe von Luft

Die Zeit rundauf, kugelab,

Unermüdlicher tanzte nie der Tanz.

Schlangenkühl schnellt der Atem der Winde,

Säulen aus blassen Ringen sich auf

Und zerfallen wieder.

Was soll das klanglose Luftgelüste,

Dieses Schwanken unter mir,

Wenn ich über die Lende der Zeit mich drehe.

Eine sanfte Farbe ist mein Bewegen

Und doch küßte nie das frische Auftagen,

Nicht das jubelnde Blühen eines Morgen mich.

Es naht der siebente Tag –

Und noch ist das Ende nicht erschaffen.

Tropfen an Tropfen erlöschen

Und reiben sich wieder,

In den Tiefen taumeln die Wasser

Und drängen hin und stürzen erdenab.

Wilde schimmernde Rauscharme

Schäumen auf und verlieren sich,

Und wie alles drängt und sich engt

Ins letzte Bewegen.

[40] Kürzer atmet die Zeit

Im Schoß der Zeitlosen.

Hohle Lüfte schleichen

Und erreichen das Ende nicht

Und ein Punkt wird mein Tanz

In der Blindnis.

[41] Hans Heinrich von Twardowsky

Ein Flamingo holte sich als Spielzeug

Den Hans Heinrich aus dem Teich.

Der Mondmann tanzt im goldenen Frack

Mit seinen Sternen Zick und Zack

Wenn Heinrich reimt im Chapeau Claque

In unserer Tacktick.

Er dichtet bis in Herrgottsfrüh

Liebenswürdige Parodie

Wolkenleicht und voll Esprit.

Glücklich schlägt seine Zuckeruhr;

Seine Augen lassen blaue Spur,

Adelige Vergißmeinnie.

[42] Mein Wanderlied

Zwölf Morgenhellen weit

Verschallt der Geist der Mitternacht,

Und meine Lippen haben ausgedacht

In stolzer Linie mit der Ewigkeit.

Torabwärts schreitet das Verflossene,

Indes sich meine Seele in dem Glanz der Lösung bricht,

Ihr tausendheißes, weißes Licht

Scheint mir voran ins Ungegossene.

Und ich wachse über all Erinnern weit –

So ferne Musik – und zwischen Kampf und Frieden

Steigen meine Blicke, Pyramiden,

Und sind die Ziele hinter aller Zeit.

[43] Richard Dehmel

Aderlaß und Transfusion zugleich;

Blutgabe deinem Herzen geschenkt.

Ein finsterer Pflanzer ist er,

Dunkel fällt sein Korn und brüllt auf.

Immer Zickzack durch sein Gesicht,

Schwarzer Blitz.

Über ihm steht der Mond doppelt vergrößert.

[44] Peter Baum

Er war des Tannenbaums Urenkel,

Unter dem die Herren zu Elberfeld Gericht hielten.

Und freute sich an jedes glitzernd Wort

Und ließ sich feierlich plündern.

Dann leuchteten die beiden Saphire

In seinem fürstlichen Gesicht.

Immer drängte ich, wenn ich krank lag,

»Peter Baum soll kommen!!«

Kam er, war Weihnachten –

Ein Honigkuchen wurde dann mein Herz.

Wie konnten wir uns freuen!

Beide ganz egal.

Und oft bewachte er

Im Sessel schmausend meinen Schlummer.

Rote und gelbe Cyllaxbonbons aß er so gern;

Oft eine ganze Schüssel leer.

Nun schlummert unser lieber Pitter

Schon ewige Nächte lang.

[45] »Wenn ich Euch alle glücklich erst

Im Himmel hätte –«

Sagte einmal gläubig zu den Söhnen

Seine Mutter.

Nun ist der Peter fern bewahrt

Im Himmel.

Und um des Dichters Riesenleib auf dem Soldatenkirchhof

Wächst sanft die Erde pietätvoll.

[46] Paul Zech

Sing Groatvatter woar dat verwunschene Bäuerlein

Aus Grimm sinne Märchens.

Der Enkelsonn ist ein Dichter.

Paul Zech schreibt mit der Axt seine Verse.

Man kann sie in die Hand nehmen,

So hart sind die.

Sein Vers wird zum Geschick

Und zum murrenden Volk.

Er läßt Qualm durch sein Herz dringen;

Ein düsterer Beter.

Aber seine Kristallaugen blicken

Unzählige Male den Morgen der Welt.

[47] Karl Vogt

Der ist aus Gold –

Wenn er auf die Bühne tritt,

Leuchtet sie.

Seine Hand ist ein Szepter,

Wenn sie Regie führt.

Den Trauerspielen Strindbergs

Setzt er Kronen auf,

Aus den Dichtungen Ibsens

Holt er die schwarzen Perlen all.

Er kann nur selbst den König spielen

Im Spiel.

Morgen wird er König sein –

Ich freu mich.

[48] Franz Werfel

Ein entzückender Schuljunge ist er;

Lauter Lehrer spuken in seinem Lockenkopf.

Sein Name ist so mutwillig:

Franz Werfel.

Immer schreib ich ihm Briefe,

Die er mit Klecksen beantwortet.

Aber wir lieben ihn alle

Seines zarten, zärtlichen Herzens wegen.

Sein Herz hat Echo,

Pocht verwundert.

Und fromm werden seine Lippen

Im Gedicht.

Manches trägt einen staubigen Turban.

Er ist der Enkel seiner eigenen Verse.

Doch auf seiner Lippe

Ist eine Nachtigall gemalt.

Mein Garten singt,

Wenn er ihn verläßt.

Freude streut seine Stimme

Über den Weg.

[49] Herodes. V. Aufzug

Hinter deiner stolzen ewigen Wimper gingen wir unter.

Schwermütige Sterne brannten auf deinem Lide.

Deine große Hand beugte das Meer

Und brach ihm die Perlen vom Grund.

Die Wüste war dein Schild

In der Schlacht.

An dich dürfen nur Dichter und Dichterinnen denken,

Mit dir nur Könige und Königinnen trauern.

Alle Leiber der Stadt ringeln sich

Giftig um deinen Leib.

Deine Schwester bespie den Traumstein deiner Liebe.

Du, ein beraubter Palast,

Judas schwankende Säule,

Völker bedrohend.

So arg mag nur ein Schöpfer lichtmitten

Seiner Reiche zerbersten.

[51]

Meinem reinen Liebesfreund

Hans Ehrenbaum-Degele

Tristan kämpfte in Feindesland;

Viel Lieder hatte er heimgesandt

Bis der Feind brach seinen Leib.

[53] Hans Ehrenbaum-Degele

Er war der Ritter in Goldrüstung.

Sein Herz ging auf sieben Rubinen.

Darum trugen seine Tage

Den lauteren Sonntagsglanz.

Sein Leben war ein lyrisches Gedicht,

Die Kriegsballade sein Tod.

Er sang den Frauen Lieder

In süßerlei Abendfarben.

Goldnelken waren seine Augen,

Manchmal stand Tau in ihnen.

Einmal sagte er zu mir:

»Ich muß früh sterben.«

Da weinten wir beide

Wie nach seinem Begräbnis.

Seitdem lagen seine Hände

Oft in den meinen.

Immer hab ich sie gestreichelt,

Bis sie die Waffe ergriffen.

[54] Als ich Tristan kennen lernte –

O,

Du mein Engel,

Wir schweben nur noch

In holden Wolken.

Ich weiß nicht, ob ich lebe

Oder süß gestorben bin

In deinem Herzen.

Immer feiern wir Himmelfahrt

Und viel, viel Schimmer.

Goldene Heiligenbilder

Sind deine Augen.

Sage – wie ich bin?

Überall wollen Blumen aus mir.

[55] An den Gralprinzen

Wenn wir uns ansehn,

Blühn unsere Augen.

Und wie wir staunen

Vor unseren Wundern – nicht?

Und alles wird so süß.

Von Sternen sind wir eingerahmt

Und flüchten aus der Welt.

Ich glaube wir sind Engel.

[56] An den Prinzen Tristan

Auf deiner blauen Seele

Setzen sich die Sterne zur Nacht.

Man muß leise mit dir sein,

O, du mein Tempel,

Meine Gebete erschrecken dich;

Meine Perlen werden wach

Von meinem heiligen Tanz.

Es ist nicht Tag und nicht Stern,

Ich kenne die Welt nicht mehr,

Nur dich – alles ist Himmel.

[57] An den Ritter aus Gold

Du bist alles was aus Gold ist

In der großen Welt.

Ich suche deine Sterne

Und will nicht schlafen.

Wir wollen uns hinter Hecken legen

Uns niemehr aufrichten.

Aus unseren Händen

Süße Träumerei küssen.

Mein Herz holt sich

Von deinem Munde Rosen.

Meine Augen lieben dich an,

Du haschst nach ihren Faltern.

Was soll ich tun,

Wenn du nicht da bist.

Von meinen Lidern

Tropft schwarzer Schnee;

Wenn ich tot bin,

Spiele du mit meiner Seele.

[58] An den Ritter

Gar keine Sonne ist mehr

Aber dein Angesicht scheint.

Und die Nacht ohne Wunder,

Du bist mein Schlummer.

Dein Auge zuckt wie Sternschnuppe –

Immer wünsche ich mir etwas.

Lauter Gold ist dein Lachen,

Mein Herz tanzt in den Himmel.

Wenn eine Wolke kommt –

Sterbe ich.

[59] An Tristan

Ich kann nicht schlafen mehr,

Immer schüttelst du Gold über mich.

Und eine Glocke ist mein Ohr,

Wem vertraust du dich?

So hell wie du,

Blühen die Sträucher im Himmel.

Engeln pflücken sich dein Lächeln

Und schenken es den Kindern.

Die spielen Sonne damit

Ja ..

[60] Heinrich Maria Davringhausen

– Wie er daherkommt –

Trojanischer junger Priester

Auf grabaltem Holzgefäß.

Zwei Nachtschatten schlaftrinken

In seinem Mahagonikopf,

Seine Lippen küßte ein Gottmädchen hold.

– Wie er gefalten aufstrebt –

Immer tragen seine Schultern

Ehrfürchtigen Samt.

Seine Füße schreiten

Nur über gepflegte Wege,

Stolperten nie über Gestrüpp.

– Wie er gottverhalten ist –

Aus jedem Bild, das er malt,

Blickt allfarbig der Schöpfer.

[61] Savary Le Duc

Wie Perlen hängen seine Bilder

Schaumleicht an seidenen Wänden aufgereiht.

Mit goldenem Harz der Hagebutten

Und Rosenseime,

Malt er der Prinzen Liebeskleid.

Um ihre zarten Schultern tragen sie

An Ketten – souvenir – im Medaillon,

Verzückt des Freundes Paradeis.

Und ihre Hände spielen mit den Bächen

Und feinen Blumenstengeln

Und dem jungen Reis.

Und necken gern den Ziegenbock.

Glasäugig lauscht die graue Geis.

Und ihre Leiber lieben sich

Wie süßgeblühte Bohnenstöcke,

Die sich bewegen kaum in ihrer Adeligkeit.

[62] George Grosz

Manchmal spielen bunte Tränen

In seinen äschernen Augen.

Aber immer begegnen ihm Totenwagen,

Die verscheuchen seine Libellen.

Er ist abergläubig –

– Ward unter einem großen Stern geboren –

Seine Schrift regnet,

Seine Zeichnung: Trüber Buchstabe.

Wie lange im Fluß gelegen,

Blähen seine Menschen sich auf.

Mysteriöse Verlorene mit Quappenmäulern

Und verfaulten Seelen.

Fünf träumende Totenfahrer

Sind seine silbernen Finger

Aber nirgendwo ein Licht im verirrten Märchen

Und doch ist er ein Kind,

Der Held aus dem Lederstrumpf

Mit dem Indianerstamm auf Duzfuß.

[63] Sonst haßt er alle Menschen,

Sie bringen ihm Unglück.

Aber George Grosz liebt sein Mißgeschick

Wie einen anhänglichen Feind.

Und seine Traurigkeit ist dionysisch,

Schwarzer Champagner seine Klage.

Er ist ein Meer mit verhängtem Mond,

Sein Gott ist nur scheintot.

[64] Theodor Däubler

Zwischen dem Spalt seiner Augen

Fließt dunkeler Golf.

Auf seinen Schultern trägt er den Mond

Durch die Wolken der Nacht.

Die Menschen werden Sterne um ihn

Und beginnen zu lauschen.

Er ist ungetrübt vom Ursprung,

Klar spiegelt sich das blaue Eden.

Er ist Adam und weiß alle Wesen

Zu rufen in der Welt.

Beschwört Geist und Getier

Und sehnt sich nach Söhnen.

Schwer prangen an ihm Granatäpfel

Und spätes Geflüster der Bäume und Sträucher,

Aber auch das Gestöhn gefällter Stämme

Und die wilde Anklage der Wasser.

Es sammeln sich Werwolf und weißer Lawin,

Sonne und süßes Gehänge, viel, viel Wildweinbäume.

Evviva dir, Fürst von Triest!!

[65]

Gottfried Benn

Der hehre König Giselheer

Stieß mit seinem Lanzenspeer

Mitten in mein Herz.

[67] O, deine Hände

Sind meine Kinder.

Alle meine Spielsachen

Liegen in ihren Gruben.

Immer spiel ich Soldaten

Mit deinen Fingern, kleine Reiter,

Bis sie umfallen.

Wie ich sie liebe

Deine Bubenhände, die zwei.

[68] Giselheer dem Heiden

Ich weine –

Meine Träume fallen in die Welt.

In meine Dunkelheit

Wagt sich kein Hirte.

Meine Augen zeigen nicht den Weg

Wie die Sterne.

Immer bettle ich vor deiner Seele;

Weißt du das?

Wär ich doch blind –

Dächte dann, ich läg in deinem Leib.

Alle Blüten täte ich

Zu deinem Blut.

Ich bin vielreich,

Niemandwer kann mich pflücken;

Oder meine Gaben tragen

Heim.

Ich will dich ganz zart mich lehren;

Schon weißt du mich zu nennen.

[69] Sieh meine Farben,

Schwarz und stern

Und mag den kühlen Tag nicht,

Der hat ein Glasauge.

Alles ist tot,

Nur du und ich nicht.

[70] Giselheer dem Knaben

An meiner Wimper hängt ein Stern,

Es ist so hell

Wie soll ich schlafen –

Und möchte mit dir spielen.

– Ich habe keine Heimat –

Wir spielen König und Prinz.

[71] Giselheer dem König

Ich bin so allein

Fänd ich den Schatten

Eines süßen Herzens.

– Oder mir jemand

Einen Stern schenkte –

Immer fingen ihn

Die Engel auf

So hin und her.

Ich fürchte mich

Vor der schwarzen Erde.

Wie soll ich fort?

Möchte in den Wolken

Begraben sein,

Überall wo Sonne wächst,

Liebe dich so!

Du mich auch?

Sag es doch – – –

[72] Lauter Diamant

Ich hab in deinem Antlitz

Meinen Sternenhimmel ausgeträumt.

Alle meine bunten Kosenamen

Gab ich dir,

Und legte die Hand

Unter deinen Schritt,

Als ob ich dafür

Ins Jenseits käme.

Immer weint nun

Vom Himmel deine Mutter,

Da ich mich schnitzte

Aus deinem Herzfleische,

Und du so viel Liebe

Launig verstießest.

Dunkel ist es –

Es flackert nur noch

Das Licht meiner Seele.

[73] Das Lied des Spielprinzen

Wie kann ich dich mehr noch lieben?

Ich sehe den Tieren und Blumen

Bei der Liebe zu.

Küssen sich zwei Sterne,

Oder bilden Wolken ein Bild –

Wir spielten es schon zarter.

Und deine harte Stirne,

Ich kann mich so recht an sie lehnen,

Sitz drauf wie auf einem Giebel.

Und in deines Kinnes Grube

Bau ich mir ein Raubnest –

Bis – du mich aufgefressen hast.

Find dann einmal morgens

Nur noch meine Kniee,

Zwei gelbe Skarabäen für eines Kaisers Ring.

[74] Hinter Bäumen berg ich mich

Bis meine Augen ausgeregnet haben,

Und halte sie tief verschlossen,

Daß niemand dein Bild schaut.

Ich schlang meine Arme um dich

Wie Gerank.

Bin doch mit dir verwachsen,

Warum reißt du mich von dir?

Ich schenkte dir die Blüte

Meines Leibes,

Alle meine Schmetterlinge

Scheuchte ich in deinen Garten.

Immer ging ich durch Granaten,

Sah durch dein Blut

Die Welt überall brennen

Vor Liebe.

Nun aber schlage ich mit meiner Stirn

Meine Tempelwände düster.

[75] O du falscher Gaukler,

Du spanntest ein loses Seil.

Wie kalt mir alle Grüße sind,

Mein Herz liegt bloß,

Mein rot Fahrzeug

Pocht grausig.

Bin immer auf See

Und lande nicht mehr.

[76] Giselheer dem Tiger

Über dein Gesicht schleichen die Dschungeln.

O, wie du bist!

Deine Tigeraugen sind süß geworden

In der Sonne.

Ich trag dich immer herum

Zwischen meinen Zähnen.

Du mein Indianerbuch,

Wild West,

Siouxhäuptling!

Im Zwielicht schmachte ich

Gebunden am Buxbaumstamm –

Ich kann nicht mehr sein

Ohne das Skalpspiel.

Rote Küsse malen deine Messer

Auf meine Brust –

Bis mein Haar an deinem Gürtel flattert.

[77] Klein Sterbelied

So still ich bin,

All Blut rinnt hin.

Wie weich umher.

Nichts weiß ich mehr.

Mein Herz noch klein,

Starb leis an Pein.

War blau und fromm!

O Himmel, komm.

Ein tiefer Schall –

Nacht überall.

[78] O Gott

Überall nur kurzer Schlaf

Im Mensch, im Grün, im Kelch der Winde.

Jeder kehrt in sein totes Herz heim.

– Ich wollt die Welt wär’ noch ein Kind –

Und wüßte mir vom ersten Atem zu erzählen.

Früher war eine große Frömmigkeit am Himmel,

Gaben sich die Sterne die Bibel zu lesen.

Könnte ich einmal Gottes Hand fassen

Oder den Mond an seinem Finger sehn.

O Gott, o Gott, wie weit bin ich von dir!

[79] Höre

Ich raube in den Nächten

Die Rosen deines Mundes,

Daß keine Weibin Trinken findet.

Die dich umarmt,

Stiehlt mir von meinen Schauern,

Die ich um deine Glieder malte.

Ich bin dein Wegrand.

Die dich streift,

Stürzt ab.

Fühlst du mein Lebtum

Überall

Wie ferner Saum?

[80] Wo mag der Tod mein Herz lassen?

Immer tragen wir Herz vom Herzen uns zu.

Pochende Nacht

Hält unsere Schwellen vereint.

Wo mag der Tod mein Herz lassen?

In einem Brunnen, der fremd rauscht –

In einem Garten, der steinern steht –

Er wird es in einen reißenden Fluß werfen.

Mir bangt vor der Nacht,

Daran kein Stern hängt.

Denn unzählige Sterne meines Herzens

Vergolden deinen Blutspiegel.

Liebe ist aus unserer Liebe vielfältig erblüht.

Wo mag der Tod mein Herz lassen?

[81] Ich bin traurig

Deine Küsse dunkeln, auf meinem Mund.

Du hast mich nicht mehr lieb.

Und wie du kamst –!

Blau vor Paradies;

Um deinen süßesten Brunnen

Gaukelte mein Herz.

Nun will ich es schminken,

Wie die Freudenmädchen

Die welke Rose ihrer Lende röten.

Unsere Augen sind halb geschlossen,

Wie sterbende Himmel –

Alt ist der Mond geworden.

Die Nacht wird nicht mehr wach.

Du erinnerst dich meiner kaum.

Wo soll ich mit meinem Herzen hin?

[82] Palmenlied

O du Süßgeliebter,

Dein Angesicht ist mein Palmengarten,

Deine Augen sind schimmernde Nile

Lässig um meinen Tanz.

In deinem Angesicht sind verzaubert

Alle die Bilder meines Blutes,

Alle die Nächte, die sich in mir gespiegelt haben.

Wenn deine Lippen sich öffnen

Verraten sie meine Seligkeiten.

Immer dieses Pochen nach dir –

Und hatte schon geopfert meine Seele.

Du mußt mich inbrünstig küssen,

Süßerlei Herzspiel;

Wir wollen uns im Himmel verstecken.

O du Süßgeliebter.

[83] Von weit

Dein Herz ist wie die Nacht so hell,

Ich kann es sehn

– Du denkst an mich – es bleiben alle Sterne stehn.

Und wie der Mond von Gold dein Leib

Dahin so schnell

Von weit er scheint.

[84] Alice Trübner

Ihr Angesicht war aus Mondstein

Darum mußte sie immer träumen.

Durch die Seide ihrer Ebenholzhaare

Schimmerte Tausendundeinenacht.

Ihre Augen weihsagten.

Ein goldenes Bibelblatt war ihr Herz.

Sie thronte einen Himmel hoch

Über die Freunde.

O sie war eine Sternin –

Schimmer streute sie von sich.

Eine Herzogin war sie

Und krönte den armseligsten Gast.

Manchmal aber kam sie vom West:

Ein Wetter in Blitzfarben;

Die sind gefangen über Burgzacken

Im harten Rahmen.

Ihre Bilder viele,

Pietätvolle, bunte Briefe;

[85] Manche aufbewahrt unter Glas

An den Wänden.

Aber auch Gläser und Gräser

Malte Alice Trübner.

Irgendwo zwischen sitzt ein Schelm,

Ein altmodisch dicker Puppenporzellankopf.

Oder sie malte huldvoll die Köchin

Als Frau Lucullus gelassen im Lehnstuhl.

Verwandelte strotzende Früchte in Rosen

Auf weißem Damast.

O, sie war eine Zauberin.

[86] Dem Barbaren

Deine rauhen Blutstropfen

Süßen auf meiner Haut.

Nenne meine Augen nicht Verräterinnen,

Da sie deine Himmel umschweben;

Ich lehne lächelnd an deiner Nacht

Und lehre deine Sterne spielen.

Und trete singend durch das rostige Tor

Deiner Seligkeit.

Ich liebe dich und nahe weiß

Und verklärt auf Wallfahrtzehen.

Trage dein hochmütiges Herz,

Den reinen Kelch den Engeln entgegen.

Ich liebe dich wie nach dem Tode

Und meine Seele liegt über dich gebreitet –

Meine Seele fing alle Leiden auf,

Dich erschüttern ihre schmerzlichen Bilder.

Aber so viele Rosen blühen

Die ich dir schenken will;

[87] O, ich möchte dir alle Gärten bringen

In einem Kranz.

Immer denke ich an dich

Bis die Wolken sinken;

Wir wollen uns küssen –

Nicht?

[88] Dem Barbaren

Ich liege in den Nächten

Auf deinem Angesicht.

Auf deines Leibes Steppe

Pflanze ich Zedern und Mandelbäume.

Ich wühle in deiner Brust unermüdlich

Nach den goldenen Freuden Pharaos.

Aber deine Lippen sind schwer,

Meine Wunder erlösen sie nicht.

Hebe doch deine Schneehimmel

Von meiner Seele –

Deine diamantnen Träume

Schneiden meine Adern auf.

Ich bin Joseph und trage einen süßen Gürtel

Um meine bunte Haut.

Dich beglückt das erschrockene Rauschen

Meiner Muscheln.

Aber dein Herz läßt keine Meere mehr ein.

O du!

[89] Wilhelm Schmidtbonn

Er ist der Dichter, dem der Schlüssel

Zur Steinzeit vermacht wurde.

Adam den Urkäfer trägt er,

Ein Skarabäus im Ring.

Wilhelm Schmidtbonn erzählt vom Paradies;

Reißt den verlogenen Nebel vom Baum:

Stolz blüht die Dolde der Erkenntnis.

Sein markisches Gesicht strömt immer

Zwei dämmerblaue Kräfte aus.

Er ist aus Laub und Rinde,

Morgenfrühe und Kentauerblut.

Wie oft schon ließ er sich zur Ader

Seine Werke zu tränken.

Sein neustes Versspiel stiert aus Einauge.

[90] Milly Steger

Milly Steger ist eine Bändigerin,

Haut Löwen und Panther in Stein.

Vor dem Spielhaus in Elberfeld

Stehen ihre Großgestalten;

Böse Tolpatsche, ernste Hännesken,

Clowne, die mit blutenden Seelen wehen.

Aber auch Brunnen, verschwiegene Weibsmopse

Zwingt Milly rätselhaft nieder.

Manchmal schnitzt die Gulliverin

Aus Zündhölzchen Adam und hinterrücks sein Weib.

Dann lacht sie wie ein Apfel;

Im stahlblauen Auge sitzt der Schalk.

Milly Steger ist eine Büffelin an Wurfkraft;

Freut sie sich auch an dem blühenden Kern der Büsche.

[91]

Hans Adalbert von Maltzahn

Der Freiherr mußte Vicemalik sein

In meiner bunten Thebenstadt,

Als ich nach Rußland zog,

Prinz Sascha zu befrein.

[93] An Hans Adalbert

Wenn du sprichst

Blühen deine Worte auf in meinem Herzen.

Über deine hellen Haare

Schweben meine Gedanken schwarzhin.

Du bist ganz aus Süderde und Liebe

Und Stern und Taumel.

Ich aber bin lange schon gestorben.

O, du meine Himmelsstätte …

[94] Dem Herzog von Leipzig

Deine Augen sind gestorben;

Du warst so lange auf dem Meer.

Aber auch ich bin

Ohne Strand.

Meine Stirne ist aus Muschel.

Tang und Seestern hängen an mir.

Einmal möchte ich mit meiner ziellosen Hand

Über dein Gesicht fassen,

Oder eine Eidechse über deine Lippen

Liebentlang mich kräuseln.

Weihrauch strömt aus deiner Haut

Und ich will dich feiern,

Dir bringen meine Gärten,

Überall blüht mein Herz bunt auf.

[95] Aber deine Brauen sind Unwetter …

In der Nacht schweb ich ruhlos am Himmel

Und werde nicht dunkel vom Schlaf.

Um mein Herz schwirren Träume

Und wollen Süßigkeit.

Ich habe lauter Zacken an den Randen,

Nur du trinkst Gold unversehrt.

Ich bin ein Stern

In der blauen Wolke deines Angesichts.

Wenn mein Glanz in deinem Auge spielt,

Sind wir eine Welt.

Und würden entschlummern verzückt –

Aber deine Brauen sind Unwetter.

[96] Leo Kestenberg

Seine Hände zaubern Musik durch stille Zimmer.

Zwischen uns sitzt dann der ehrwürdige Mond

Goldbehäbig im Lehnstuhl

Und versöhnt uns mit der Welt.

Wenn Leo Kestenberg Flügel spielt,

Ist er ein heiliger Mann;

Erweckt Liszt aus steinernem Schlaf,

Bach feiert Himmelfahrt.

Mit Schumann wird Leo ein Kind

Und Schwärmer am Süßfeuer Chopins.

Der dunkle Flügel verwandelt sich aber zur Orgel

Wenn Kestenberg eigene Rosen spielt.

Sein schweres Ebenholzherz frommütig aufhebt

Und weicher Musikregen uns durchrieselt.

[97] Traum

Der Schlaf entführte mich in deine Gärten,

In deinen Traum – die Nacht war wolkenschwarz umwunden –

Wie düstere Erden starrten deine Augenrunden,

Und deine Blicke waren Härten –

Und zwischen uns lag eine weite, steife

Tonlose Ebene …

Und meine Sehnsucht, hingegebene,

Küßt deinen Mund, die blassen Lippenstreife.

[98] Weltschmerz

Ich, der brennende Wüstenwind,

Erkaltete und nahm Gestalt an.

Wo ist die Sonne, die mich auflösen kann,

Oder der Blitz, der mich zerschmettern kann!

Blick nun, ein steinernes Sphinxhaupt,

Zürnend zu allen Himmeln auf.

[99] Syrinxliedchen

Die Palmenblätter schnellen wie Viperzungen

In die Kelche der roten Gladiolen,

Und die Mondsichel lacht

Wie ein Faunsaug verstohlen.

Die Welt hält das Leben umschlungen

Im Strahl des Saturn.

Und durch das Träumen der Nacht

Sprüht es purpurn.

Jüx! Wollen uns im Schilfrohr

Mit Binsen aneinanderbinden

Und mit der Morgenröte Frühlicht

Den Süden unserer Liebe ergründen.

[100] Unser Liebeslied

Unter der Wehmut der Esche

Lächeln die Augen meiner Freundin.

Und ich muß weinen

Überall wo Rosen aufblühn.

Wir hören beide unseren Namen nicht –

Immer Nachtwandlerinnen zwischen den bunten Jünglingen.

Meine Freundin gaukelt mit dem Mond,

Unserm Sternenspiel folgen Erschrockene nach.

O, unsere Schwärmerei berauscht

Die Straßen und Plätze der Stadt.

Alle Träume lauschen gebannt hinter den Hecken

Kann nicht Morgen werden –

Und die seidige Nacht uns beiden

Tausendmalimmer um den Hals geschlungen.

Wie ich mich drehen muß!

Und meine Freundin küßt taumelnd den Rosigtau

Unter dem Düster des Trauerbaums.

[101] Du machst mich traurig – hör

Bin so müde.

Alle Nächte trag ich auf dem Rücken

Auch deine Nacht,

Die du so schwer umträumst.

Hast du mich lieb?

Ich blies dir arge Wolken von der Stirn

Und tat ihr blau.

Was tust du mir in meiner Todesstunde?

[102] Mein Sterbelied

Die Nacht ist weich von Rosensanftmut;

Komm, gib mir deine beiden Hände her,

Mein Herz pocht spät

Und durch mein Blut

Wandert die letzte Nacht und geht

Und naht so weit und ewig wie ein Meer.

Und hast du mich so sehr geliebt,

So nimm das Jubelndste von deinem Tag,

Gib mir das Gold, das keine Wolke trübt.

Es wallen Harmonien aus der Nachtlandferne –

Ich ziehe ein

Und werde Leben sein

Und Leben mich an Leben schmiegen,

Wenn über mir Paradiessterne

Ihre ersten Menschen wiegen.

[103] Lenzleid

Daß du Lenz gefühlt hast

In meiner Winterhülle,

Daß du den Lenz erkannt hast

In meiner Todstille –

Nicht wahr, das ist Gram

Winter sein, eh der Sommer kam,

Eh der Lenz sich ausgejauchzt hat.

O, du! schenk mir deinen goldenen Tag

Von deines Blutes blühendem Rot.

Meine Seele friert vor Hunger,

Ist satt vom Reif –

O, du! Gieße dein Lenzblut

Durch meine Starre,

Durch meinen Scheintod.

Sieh, ich harre

Schon Ewigkeiten auf dich.

[104] Weltflucht

Ich will in das Grenzenlose

Zu mir zurück,

Schon blüht die Herbstzeitlose

Meiner Seele,

Vielleicht ist’s schon zu spät zurück.

O, ich sterbe unter euch!

Da ihr mich erstickt mit euch.

Fäden möchte ich um mich ziehen

Wirrwarr endend!

Beirrend,

Euch verwirrend,

Zu entfliehn

Meinwärts.

[105] Abschied

Aber du kamst nie mit dem Abend –

Ich saß im Sternenmantel.

… Wenn es an mein Haus pochte,

War es mein eigenes Herz.

Das hängt nun an jedem Türpfosten,

Auch an deiner Tür;

Zwischen Farren verlöschende Feuerrose

Im Braun der Guirlande.

Ich färbte dir den Himmel brombeer

Mit meinem Herzblut.

Aber du kamst nie mit dem Abend –

… Ich stand in goldenen Schuhen.

[106] Ludwig Hardt

Seiner Heimat Erde ruht

An keiner Bergwand aus;

Ein weiter, weiter Schemel –

Friesland.

Ungehemmt wettern die Wetter

Und die stürmenden Gemüter dort.

Im lüttchen Städtchen Weener

Hockt Ludwigs zottigsteinern Elternnest.

Da einmal flog er mit den Herbstvögeln

Fort über die Ems.

Von hoher Vogelreinheit inbrünstig

Ohne Makel klopft sein Herz.

Und geharnischt ist seine Nase,

Seidene Spenderinnen die feinen Lippen,

Wenn sie die Verse Maria

Rainer Rilkes gastlich reichen.

Werden Rittersporn

In Liliencrons Balladengesängen;

[107] Flattern wie Möwen auf,

Lauter »Emmas«, wenn er entzückend

Uns mit Morgensterns

– frei nach Hardt – »kosmischer Meschuggas« beschenkt

O, Ludwig Hardt liebt seine Dichter,

Die er spricht.

Und vermählt sich mit den Gedichten,

Die er schlicht zu sagen versteht.

Nie deklamiert er!

Das ist es eben.

[108] O ich möcht aus der Welt

Dann weinst du um mich.

Blutbuchen schüren

Meine Träume kriegerisch.

Durch finster Gestrüpp

Muß ich

Und Gräben und Wasser.

Immer schlägt wilde Welle

An mein Herz;

Innerer Feind.

O ich möchte aus der Welt!

Aber auch fern von ihr

Irr ich ein Flackerlicht

Um Gottes Grab.

[109] Franz Marc

Der blaue Reiter ist gefallen, ein Großbiblischer, an dem der Duft Edens hing. Über die Landschaft warf er einen blauen Schatten. Er war der, welcher die Tiere noch reden hörte; und er verklärte ihre unverstandenen Seelen. Immer erinnerte mich der blaue Reiter aus dem Kriege daran: es genügt nicht alleine, zu den Menschen gütig zu sein und was du namentlich an den Pferden, da sie unbeschreiblich auf dem Schlachtfeld leiden müssen, gutes tust, tust du mir.

Er ist gefallen. Seinen Riesenkörper tragen große Engel zu Gott, der hält seine blaue Seele, eine leuchtende Fahne, in seiner Hand. Ich denke an eine Geschichte im Talmud, die mir ein Priester erzählte: wie Gott mit den Menschen vor dem zerstörten Tempel stand und weinte. Denn wo der blaue Reiter ging, schenkte er Himmel. So viele Vögel fliegen durch die Nacht, sie können noch Wind und Atem spielen, aber wir wissen nichts mehr hier unten davon, wir können uns nur noch zerhacken oder gleichgültig aneinander vorbeigehen. In dieser Nüchternheit erhebt sich drohend eine unermeßliche Blutmühle, und wir Völker alle werden bald zermahlen sein. Schreiten immerfort über wartende Erde. Der blaue Reiter ist angelangt; er war noch zu jung zu sterben.

[110] Nie sah ich irgendeinen Maler gotternster und sanfter malen wie ihn. »Zitronenochsen« und »Feuerbüffel« nannte er seine Tiere, und auf seiner Schläfe ging ein Stern auf. Aber auch die Tiere der Wildnis begannen pflanzlich zu werden in seiner tropischen Hand. Tigerinnen verzauberte er zu Anemonen, Leoparden legte er das Geschmeide der Levkoje um; er sprach vom reinen Totschlag, wenn auf seinem Bild sich der Panther die Gazell vom Fels holte. Er fühlte wie der junge Erzvater in der Bibelzeit, ein herrlicher Jakob er, der Fürst von Kana. Um seine Schultern schlug er wild das Dickicht; sein schönes Angesicht spiegelte er im Quell und sein Wunderherz trug er oftmals in Fell gehüllt, wie ein schlafendes Knäblein heim, über die Wiesen, wenn es müde war.

Das war alles vor dem Krieg.

Franz Marc, der blaue Reiter vom Ried,

Stieg auf sein Kriegspferd.

Ritt über Benediktbeuern herab nach Unterbayern,

Neben ihm sein besonnener, treuer Nubier

Hält ihm die Waffe.

Aber um seinen Hals trägt er mein silbergeprägtes Bild

Und den todverhütenden Stein seines teuren Weibes

[111] Durch die Straßen von München hebt er sein biblisches Haupt

Im hellen Rahmen des Himmels.

Trost im stillenden Mandelauge,

Donner sein Herz.

Hinter ihm und zur Seite viele, viele Soldaten.

[112] Gebet

Ich suche allerlanden eine Stadt,

Die einen Engel vor der Pforte hat.

Ich trage seinen großen Flügel

Gebrochen schwer am Schulterblatt

Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.

Und wandle immer in die Nacht …

Ich habe Liebe in die Welt gebracht –

Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,

Und hab ein Leben müde mich gewacht,

In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest;

Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,

Und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,

Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt

Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

[114]

Inhalt

II. Band

Die Kuppel

Mein Lied [7]

Georg Trakl [8]

Georg Trakl [9]

Paul Leppin [10]

Dem Daniel Jesus Paul [11]

Dem König von Böhmen [12]

Winternacht [13]

Frühling [14]

Abend [15]

Sein Blut [16]

Selbstmord [17]

Mein stilles Lied [18]

Ballade [20]

»Täubchen, das in seinem eignen Blute schwimmt« [22]

Nun schlummert meine Seele – [24]

Vergeltung [25]

Liebessterne [26]

Schwarze Sterne [27]

Mein Drama [28]

Leise sagen – [30]

Nachklänge [31]

[115]

Streiter [33]

An zwei Freunde [34]

Laurencis [35]

Chaos [36]

Scheidung [37]

Die Liebe [38]

Der letzte Stern [39]

Hans Heinrich von Twardowsky [41]

Mein Wanderlied [42]

Richard Dehmel [43]

Peter Baum [44]

Paul Zech [46]

Karl Vogt [47]

Franz Werfel [48]

Herodes. V. Aufzug [49]

Meinem reinen

Liebesfreund Hans Ehrenbaum-Degele

Hans Ehrenbaum-Degele [53]

Als ich Tristan kennen lernte – [54]

An den Gralprinzen [55]

An den Prinzen Tristan [56]

An den Ritter aus Gold [57]

An den Ritter [58]

An Tristan [59]

Heinrich Maria Davringhausen [60]

Savary Le Duc [61]

George Grosz [62]

Theodor Däubler [64]

[116]

Gottfried Benn

O, deine Hände [67]

Giselheer dem Heiden [68]

Giselheer dem Knaben [70]

Giselheer dem König [71]

Lauter Diamant [72]

Das Lied des Spielprinzen [73]

Hinter Bäumen berg ich mich [74]

Giselheer dem Tiger [76]

Klein Sterbelied [77]

O Gott [78]

Höre [79]

Wo mag derTod mein Herz lassen [80]

Ich bin traurig [81]

Palmenlied [82]

Von weit [83]

Alice Trübner [84]

Dem Barbaren [86]

Dem Barbaren [88]

Wilhelm Schmidtbonn [89]

Milly Steger [90]

Hans Adalbert von Maltzahn

An Hans Adalbert [93]

Dem Herzog von Leipzig [94]

Aber deine Brauen sind Unwetter [95]

Leo Kestenberg [96]

Traum [97]

Weltschmerz [98]

[117]

Syrinxliedchen [99]

Unser Liebeslied [100]

Du machst mich traurig – hör [101]

Mein Sterbelied [102]

Lenzleid [103]

Weltflucht [104]

Abschied [105]

Ludwig Hardt [106]

O ich möcht aus der Welt [108]

Franz Marc [109]

Gebet [112]