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Else Lasker-Schüler: Abschiedslied an Ernest

Aktualisiert: 23. April 2024

Abschiedslied an Ernest
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Abschiedslied an Ernest
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Abschiedslied an Ernest
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Weiteres Manuskript:

An Ernest
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An Ernest
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An Ernest
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An Ernest
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An Ernest
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An Ernest
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An Ernest
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»An Ernest

Ich kann die Augen nicht mehr öffnen weit –

Die einst verschwistert auf und untergingen mit der Zeit.

Auch hat die Dämmerung sie trüb gefärbt

Vom Gold des Lichtes unerbittlich sie enterbt.

Am Abend klagen die Sterne

Ernest, ich halte deine Hände fest

Innigverwachsenes Geäst,

Deine und meine beiden. –

– Es sang ein Vogel heut im Nest

im Mandelbaume in den Weiden

Ein weiches Lied von uns und meinen Leiden,

Ernest

Sag einmal nur ›Ich liebe, liebe, liebe, liebe Dich‹ ....

Dass meine Seele länger nicht vor Scham erröte,

Auch wenn von deiner Lippe Pfad,

Das blaue Glückskleeblatt verwehte.

Beseeligend blühte auf vom Hauch der Lethe

Die Trauerrose meines Leibes Beete.

Es sammeln Wolken sich aus Wüstensand

Verschleiern die süße Himmlischkeit der Ferne

Ich lege meinen Kopf auf deine Hand

Im matten Mondenschein so gerne.

Sie ist mein Ruheort mein Heimatland.

Bald trägt auf seinen Rücken mich der Ozean

Zurück in die verlassenen Städte

Durch die ergraute Früh im Riesenkahn

Die Wellen bilden heimlich eine Liebeskette.

Wer säet auf deine Wege weiter Poesie – Ernest?

Wir werden uns begegnen fürder nie, Ernest,

Selbst unsere Erinnerungen meine deinen nie, Ernest?

Es zieht das Pferd den Karren unter schwerbeladenen Müh

Und Peitschenhieben, Ernest. –

Doch es erzählt beim Grasen auf dem Rasen

Hinter Kraut und Farren seinem Vieh

Von eines Menschen irrigem Lieben –

Es kommt der Wolf –

Und frißt ihn auf gerührt

Mit seinem Lieben höflich und geziert – Ernest.

Nie meine Hand die deine läßt

Hüll’ diese Zeile, Ernest,

In deiner holden Stimme Note ein

Verweile – Ernest, Ernest ...

Gewidmet Ernst Simon

der hebräischer Athener,

Ein Apollon, der Adoneu anbetet!

(Hätte ich einen Garten ich würde ihn mitten auf dem blumigen Rasen stellen, zum Anschaun.)«