»An Ernest
Ich kann die Augen nicht mehr öffnen weit –
Die einst verschwistert auf und untergingen mit der Zeit.
Auch hat die Dämmerung sie trüb gefärbt
Vom Gold des Lichtes unerbittlich sie enterbt.
Am Abend klagen die Sterne
Ernest, ich halte deine Hände fest
Innigverwachsenes Geäst,
Deine und meine beiden. –
– Es sang ein Vogel heut im Nest
im Mandelbaume in den Weiden
Ein weiches Lied von uns und meinen Leiden,
Ernest
Sag einmal nur ›Ich liebe, liebe, liebe, liebe Dich‹ ....
Dass meine Seele länger nicht vor Scham erröte,
Auch wenn von deiner Lippe Pfad,
Das blaue Glückskleeblatt verwehte.
Beseeligend blühte auf vom Hauch der Lethe
Die Trauerrose meines Leibes Beete.
Es sammeln Wolken sich aus Wüstensand
Verschleiern die süße Himmlischkeit der Ferne
Ich lege meinen Kopf auf deine Hand
Im matten Mondenschein so gerne.
Sie ist mein Ruheort mein Heimatland.
Bald trägt auf seinen Rücken mich der Ozean
Zurück in die verlassenen Städte
Durch die ergraute Früh im Riesenkahn
Die Wellen bilden heimlich eine Liebeskette.
Wer säet auf deine Wege weiter Poesie – Ernest?
Wir werden uns begegnen fürder nie, Ernest,
Selbst unsere Erinnerungen meine deinen nie, Ernest?
Es zieht das Pferd den Karren unter schwerbeladenen Müh
Und Peitschenhieben, Ernest. –
Doch es erzählt beim Grasen auf dem Rasen
Hinter Kraut und Farren seinem Vieh
Von eines Menschen irrigem Lieben –
Es kommt der Wolf –
Und frißt ihn auf gerührt
Mit seinem Lieben höflich und geziert – Ernest.
Nie meine Hand die deine läßt
Hüll’ diese Zeile, Ernest,
In deiner holden Stimme Note ein
Verweile – Ernest, Ernest ...
Gewidmet Ernst Simon
der hebräischer Athener,
Ein Apollon, der Adoneu anbetet!
(Hätte ich einen Garten ich würde ihn mitten auf dem blumigen Rasen stellen, zum Anschaun.)«