www.kj-skrodzki.de

Copyright © 2003–2024 by Karl Jürgen Skrodzki, Lohmar

Dr. Karl Jürgen Skrodzki, Am alten Sägewerk 5a, 53797 Lohmar, Deutschland

Tel.: +49 2241 942981

E-Mail: web (bei) kj-skrodzki.de

Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, wahrscheinlich Montag, 14. Dezember 1936

Emil Raas
[1]

[1][2]

Lieber Mill.

Ich habe bis jetzt zu tun gehabt und nun nach etwas Rast wieder; vielleicht mach ich – Ueberstunden, arbeite die Nacht durch denn bin ich morgen fertig. Buch und Theater alles beide kam zusammen und schrecklich zu tun. Dazwischen kommen noch immer Leute von Journalen wie damals in Berlin zur ersten und zweiten Aufführung der Wupper. Aber photographieren lass ich mich nicht mehr. Jedesmal bekam ich einen Schreikrampf denn niemand idealisierte und Charakterköpfe noch literarisch angehauchte angeklimmerte sind die Ausreden hässlicher Menschen. Ich krieg dann noch immer Besuch von wenn auch sehr reizenden Menschen vom Theater, da überlegen wir dann für die Beitrage der Theaterprogramme und ich muss dann was dichten. So gehts und ich bin froh ich lieg endlich in meiner Kajütte in Ruhe und draussen schlägt es 12. Ich bin dann wieder im Urwald und – trink aus dem Fluss Riverwein. Ich freu mich schrecklich wenn Sie und Renee kommen. Wollen Sie hier im Seehof wohnen? In meiner Etage, wenn man es so nennen kann, kleine Zimmer frei. Ich hör Sie beide dann atmen und bin nicht allein. Oder wohnen Sie bei Verwandten hier? Dann binden Sie Sich doch nicht Sonntag. Wir essen dann zusammen bei Quick einfach tolle Kneipe auf der Bahnhofstrasse und wir gehen dann wieder zu mir und unterhalten uns. Ist es so recht? Am Samstag muss ich vor der Aufführung ausruhen ich kann sonst nicht die Kraft nehmen zuzusehen. Ich muss auch alleine hingehen kein Wort sprechen. Aber Riesers werden mich in ihrem Auto hinholen. Wollen Sie beide auch nicht böse sein? Ich glaube ich muss am Abend der Premiere in der Loge von Riesers Generaldirektors sitzen. Ich beschreibe nun: Also vom Zuschauerraum links oben letzte Loge vor der Bühne. Falls Sie beide Bilets auf der Seite links sitzen unten Parkett dann bitte gehen Sie mal rechts und dann sehe ich Sie gegenüber. Wenn ich Sie nicht sehe, nicht böse sein! Bitte kommen Sie in der Pause in meine Loge ein paar Minuten. geht es sicher ich weiss dann wo wir alle uns treffen nach der Vorstellung. Jedenfalls nehmen Sie Hausschlüssel mit und kommen Sie beide nachdem ich wieder in meiner Kajütte bin, zu mir. wir unterhalten uns dann. Es wird viel geredet von meiner Aufführung und getan, und hat mich doch verrecken lassen. So ist es in [2] der Welt. Ich freue mich nur auf Jerusalem auf Gerusalemme. Grün und ich haben uns beinah fast gehauen, aber wieder in Ordnung.

Eins freu ich mich dass mein Schauspiel ohne Bitten etc der Gemeinde etc aufgeführt und angenommen wurde. Die Direktorin rein drin verliebt. Einfach toll? Den Caplan spielt Langhoff. Den Bischof Horwitz. Den Nachtwächter Ginsberg. Den Grossvater     den Grossrabbiner Kalser. Grossartige Besetzung. Lindtberg Regisseur. Die Frauen kenn ich nicht aber sollen gut sein. Es wird natürlich manches leider gestrichen der Länge wegen. Nun seien Sie nicht ungehalten, dass ich sagte denn müssen Sie Februar mitkommen ins Heilige Land der Bibel. Ich hätte sagen sollen ich fahr allein. Ich bin doch ein Indianer und denk nicht immer nach was ich sage oder nicht sage.

Ich habe einen neuen Kleiderrock aus schwarzen – – – Kunstkaschmir und lass mir den Kopf waschen und wichs mir die Sammtschuhe und nun genug. Wenn Sie keine blauen Augen mehr haben, bei Ihnen alles möglich mich zu ärgern, brauchen Sie gar nicht kommen.

Die Dichterin besser der blaue Jaguar.

Eben kam wieder Jemand [Kopf im Profil mit Federschmuck]