[26] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Haifa, Dienstag, 29. Mai 1934


Schweiz
Herrn Emil Raas
Bern
Balmweg 7.
[drei fliegende Vögel] Haifa.
29. V 34
morgen übers Meer nach Triest
Lieber M. R. (verzeiht)
[an der linken Seite eine hohe Pflanze mit unzähligen Stacheln an den Blättern] fiel heute in die Stacheln der ganz hohen Bäume Cactusblätter in böse Menschenfinger. Es war Hölle. Nun ganz einsam, 11 Uhr in der Nacht ist es. (In einem Garten.) Der Himmel ist lila der Mond brennt und alles verwunschen. Aber ich habe große Angst.
Weiß gar nicht wo ich bin allein auf dem Carmel so unheimlich
Anmerkungen
Poststempel: Haifa, 30. 5. 34.
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 8). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 124.