Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Mittwoch, 1. Februar 1939
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1. II. 39
Lieber Mill.
Die Dr. Koblers haben teleph. Sie fanden alles so schön. Morgen oder heute wollen sie erzählen. Ich wäre sicher mitgefahren, aber sehr lau vor Zeugen sagten sie es. Sie ein Ziegenbock, er eine Ziege mit langen Ziegenbart. Beide keine Ziegenmilch. Reproduktion also unter. O – Eine Undankbarkeit gegen mich wie. Sagen alle. Da ich immer sagte, möchte einen Tag wenigstens mal andere Stadt sehen. So was geht nicht, sagen auch die Schweizer Künstler unter Kameraden. Doch eine Gemeinheit wie? Ich mach alles; so machen es viele hier.
[2] Schöngeister noch gefährlicher wie Spießer!
Ich bin so abgehetzt, heute bis ½ 1 Uhr geschlafen im Harmonikabett ohne Sang und Schall stumpf. Gesicht verbrannt und bis zum Magen. Ich ging herauf, nachdem die beiden Bock Verstand: sie: Fliege und Ziege gegangen und da kam das mit Salmiak. Augenlider verbrannt. Aber schon besser. Nun bleib ich hier bis Palästina.
Jetzt kommt sicher entweder Bürgerkrieg oder Krieg. Jussufje sagte: Stenzel und Koch.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 55).