[227] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Freitag, 18. November 1938


Herrn Fürsprech
Emil Raas
Bern
Balmweg 7
18. Nov 38
L M,
zeigte Brief hier großen Redakteur (von der N. Z. Z.) – er sagte wörtlich (auch hier ein Fabrikant): Es wäre meine Pflicht, den Brief dem Anwalt des Gryn – in Paris zu senden. Wollen Sie ihn dem Anwalt bringen? Das Pogrom war nämlich schon (10 Tage) vorher bestimmt. Ich las, der berühmt Advokat Gior? sei der Hauptanwalt von dem armen Opfer dem man gewiß gesagt, man räche sich an seiner Mutter.
Bitte teleph. Sie abends aber vorsichtig.
noch 5 Menschen hilflos in Berlin.
Der kleine Günther im Spital Wien
Ich erwarte täglich aus Jerusalem Visum. Habe alles sonst
Hätte ich doch letzten Mut, ich hab alles so satt und ganz ohne Liebe in mir.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 52). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 10: Briefe. 1937–1940, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Andreas B. Kilcher, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009, S. 185.