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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Montag, 21. November 1938

Emil Raas
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21. Nov. 38.

Lieber Mill.

Mit der Maschine geht es besser nun für mich zu schreiben. Man tobt sich sozusagen mit den Händen nach systematischer Arbeit aus. Ich danke Ihnen für Anruf. Aber ich vergass nach Ihrem Buch zu fragen. Ich habe noch nicht bekommen. Sie wollen ja nicht dass ichs mir geben lasse von Oprecht. Ich freu mich Sie kommen bald. Da können wir zwei Sachen besprechen. Die eine geht auch Dr, Zucker an dem jetzigen Präsidenten der Zionisten hier in Zürich. Er kam vor neun Jahren schon nach hier. Seine noble kluge Art machte ihn hier sehr beliebt. Ich meine man hat Vertrauen zu ihm. Ich bin entzückt so kann man mit ihm sprechen. Wir Dr. Werber in Haifa und er und ich sind nun Freunde. Aber man wird doch so schaal von hier und und so kaput von den Grausamen Geschehnissen in Berlin etc. Ich hoffe auf Amerika, Eden und Churchell besonders und auf einen entgültigen Beschluss Gottes. Vielleicht haben wir Ihn noch nicht erreicht. An einen Krieg glaube ich nicht mehr. Aber an einen anderen Kampf.

Sie müssen sorgen, dass Ihre Kopfweh besser. Vielleicht eine Kneippcur in Wörrishofen. Bitte consultieren Sie doch mal einen Wasserarzt. Die heilen am schnellsten und am besten. Kopfweh ist im Grunde ein Krampf oft geheilt durch Massage mit Olivenöl. Aber es muss Jemand leicht und milde gerade massieren können. Aber Sie wissen ja doch alles viel besser. Wenn ich wieder von Gerusalemme komme, reisen Sie hin. Helfen den netten Bauern. Meinem lieben Nehemia Cymbalist in der Colonie Tel-Joseph. Ich glaub die Luft Palästinas tut Ihnen gut. Ich komm immer controllieren ...... Jetzt ist es ungefähr 5 Uhr. Ich bekomme Hunger und denk nun gerad nicht aber gehe 7 Uhr in das Restaurant: Hintern Sternen am Belle Vue neben Hôtel Sternen durch kleinen Hofweg. Da essen wir alle bei lieber Wirtin. [2] Selekt geh ich ja seit Monaten nicht mehr. Bis der Direktor von der netten Frau Ann Indemauer erneut. Sie können ihn nicht loswerden und wissen wer er ist. Ich war im Theater sah Zuckmayers Bellmann. Ich sah Film von Russland mit dem damaligem Priester?? im Moment Namen vergessen. Harry Bauer grossartig. All mein wenig Geld geht damit immer futsch.

Ich hab einen neuen Mantel aus Manchastersammt herrlich gemacht von Solnafabrik. Sie wollten durchaus nix dafür. Auch für unterwegs schöne Reisekoffer mit Lederriemen und schottische Reisetasche mit Lederriemen. Nur die Reise nach Marseille geht mir noch ins Fleisch, Kalbfleisch. Wetterbericht: (seisch)

6 Uhr Meine Arme regnen schon, mein Rücken fällt ein, mein Magen träumt, mein Herz schwebt.

Seien Sie doch froh! Ich empfand in Ihnen eine Traurigkeit, aber ich bin zu rauh zu trösten, vielleicht immer im Leben gewesen. Heute früh als ich noch etwas schlief da bekam ich plötzlich so Angst was noch alles passieren könne. Ob man gewachsen? Wenn nicht ein Manquo unverschuldet was ich nicht ändern kann, wäre ich nicht so oft deprimiert. Wie schwer für mich immer die Abstände die Zustände die Menschen wie sie mir gegenüber zu bemessen. Darum bin ich gern fern allen […]