Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Freitag, 4. November [Dezember] 1936
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4. Nov. [Dezember] 36
Gerade 12 Uhr schlägt es!
Ich komme aus dem Theater: Nachtasyl.
Lieber Mill, ich weiß Sie freuen Sich mit mir; haben im Theater gekauft, denn ein Ehepaar hörte ich hinter mir sagen: »Da freut sich die ELSch. sicher. Es kommen noch Gedichte und – eine Geschichte: Der Weihnachtsbaum. [das W als Herz mit angehängtem Apfel] Am Nachmittag bekam ich den Contrakt von Dr. Oprecht. Aber ich konnt ihn noch nicht lesen. Und – ich glaube ich habe letzten [2] Brief nicht frankiert? Oder doch. Ich sende sonst das Geld wieder. Also ich hab ihn nicht frankiert, ich hab erst auch am Abend Geld bekommen. Bitte pardon – aber ich fand es bon – zu antworten sofortement. Ich schlaf jetzt die Wand entlang.
(Ich weiß meinen Namen nicht mehr. wie der Mann im Nachtasyl.)
[Wand mit drei Fenstern, von der Decke ein Kanu hängend]
Mein Indianerboot
Blick auf die Gasse Blick auf den Platz und Limmat
[1] Ich war zu Mittag bei Riesers in Rüschlikon. Sie sagten – mein Stück wird noch in Bern und Basel gespielt werden von ihren Schauspielern.
Beinah möcht ich fliehen. So müde!
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 32).