[208] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Donnerstag, 19. Mai 1938

[1] [2]
19. V 38
Werter Herr Fürsprech.
Ich bin beängstigt, wir haben es schwer genug, daß Sie doch was tun in meiner Angelegenheit, die eigentlich gut erledigt. Ich habe noch Jemand vor meiner 3. Palästinareise dringend zu sprechen, wäre sonst schon dort. Ich bitte Sie also nichts zu unternehmen. Ich bin so aufgerieben wieder, daß ich neuen Ärger nicht ertrage. Ich bin so irritiert, daß ich nicht sprechen noch schreiben möchte. Ich war gestern eingeladen bei einem Univers. Professor u. seiner besonderen Frau in Köln gebür. und konnte mich bei den großartig denkenden Menschen mal aussprechen oder ausschweigen.
[2] Mit freundlichem Gruß
E LSch.
Ich bitte nochmals, nichts zu unternehmen in meiner Angelegenheit. Meine letzten Briefe sehen so aus, als ob ich etwa beleidigt wäre. Nichts von allem. Ich bin empört gegen mich, da ich immer wieder den Fehler mache, Menschen auf Wolken zu setzen. und sie nicht am häuslichen Heerd lasse.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 48). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 10: Briefe. 1937–1940, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Andreas B. Kilcher, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009, S. 144 f.