[114] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Donnerstag, 18. Juni 1936 (1)

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18. VI. 36
Lieber Mill
Inl. eben auf der Post erhaltenen Brief. Sowie er Sie einladet, bitte gehen Sie sofort hin. Im Grunde bin ich froh – vielleicht noch eher von hier fort zu sein – ich kann oft Situationen nicht ertragen. Aber doch [2] nett vom Nationalrat. Ich sandte gestern, durch Polizei erfahren die Erlaubniß sofort Dankdepesche. Also kreuzten sich unsere Schreiben verschiedenster Art. Wir sitzen ja immer so auf dem Pulverfaß. Ich möcht in die Welt [im W ein Stern] endlich! Hier ist ein Chaluzim: Nehemia reist morgen über Polen wieder zu seinen Brodfeldern.
[3] Verzeiht Couvert! Aber der Brief soll noch heut bei Ihnen sein!
Ihre Dichterin.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 28). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 369.