Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Donnerstag, 18. Juni 1936

18. VI 36

[Blume, in der Mitte schwarzer Punkt]

Klecks

neue Flasche Tinte. Unschuldig

Lieber Mill

Nun seit acht Tagen nichts wie Arbeit – 7 Bilder oder 10 – – 6 abgesandt für Berlin – jedes 250 Mk. denken Sie. Ein Bild heute für Chaluzim. Nun noch 3 Bilder; eins für die beiden Nation.räte versprochen – eins für Apotheker von Beuth. Alles giebt er mir durchaus zu Halbgeld oder so. »Sowieso«, sagen die Deutschschweizer. Ich bin ganz erschöpft – kann gar nicht mehr die Zeitung lesen, es verschwimmt; mir immer heiß und Silberregen fällt aus meinen Augenecken. Nun, denken Sie – »einfach toll« – heute wirklich Zusage [2] mein Manuscript vom Verleger selbst. Er hat bekannten begehrten Laden in Zürich und darum doppelt gut. Er kommt nächste Woche. Vorher laß ich mich orientieren von Dr. Steinmarder, den Sie auch unbedingt kennen lernen müssen. Wirklich mein Freund in jeder liter. Richtung und Interesse. Die Polizei, zwei Männer tragen jetzt Zuckerhüte – so lieb zu mir. Ich brachte dem einen heute Palästinamarke. Gestern beim Abholen reichte ich jeden Zerbeross eine Cigarette. Hier enorme Hitze. Gestern bekam ich plötzlich solche Herzschwäche, ich konnt kaum durchatmen. [3] Wer weiß – vom großen Fleiß. Steine mir vom Herzen, daß Berlin, beide, mein früher Mädchen und die (mir pietätvolle) Familie sich etablieren kann. Die jungen Mädchen wollen sich einen Kindergarten einrichten. Sie lieben Kinder enorm und die Kinder die beiden wunderschönen Mädchen. Sie wären direkt sprachlos. Und nun werd ich was für mich, falls Geld – anders tu ich es nicht – vom Verlag, forttun, damit ich reisen kann wo ich gerad will ein Jahr und ins Kino gehen kann für mich

Notwendig!

[1] Bitte Brief retour von Herrn Gafner

Er freut sich! Richtig liebenswürdig.

Bitte bringen Sie ihm Bild. Ich schreibe Brief dazu, den lesen Sie, und sehen, Sie sind nicht – compromitiert. –

Er wünschte sich so ein Bild. Wie kann ich mich anders revanchieren!