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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Sonntag, 31. Mai 1936

Emil Raas
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31. Mai 36

Lieber Mill

Es regnete gestern nicht, aber Ströme von Wassern kamen den ganzen Tag auf Ascona und die Leute teleph. ob der Abend, da fast alle oben auf den Bergen wohnen, verlegt werden könne. Doch es ging nicht, und es war nicht gerade sehr besetzt, aber die Leute hatten viel Verständniß und Blumen werde ich Ihnen, die ich [2] bekam senden, viele davon. Hier sind herrliche Blumen, viel größer gehen sie auf wie in der Nordschweiz. Eben war Dr. Gaffner hier, der sehr schön fand und ich mußt ihm auch meine Bilder zum 2 Mal zeigen und er wünschte sich eins, das ich ihm nun sende. Nun hab ich wieder von Ihnen erzählt, wie Sie – besorgt sind, ob mirs gut geht und sagte, ich hätte seit länger wieder einen Brief von Ihnen erhalten, der war so freundschaftlich und ich möchte er (Dr G.) soll sie kennen lernen, Mill. Es ist sicher gut, wenn [3] Sie gerade diesen Schweizer kennen, er ist noble und klug genug, (richig), Sie zu erkennen. Ich habe ja nichts dabei oder ich meine, ich denke für mich, Ekel, keinen Nutzen, aber ich möchte, daß es Ihnen gut geht. Ich habe das Gefühl, er ist glücklich, wenn er so einen Anwalt wie Sie um sich haben könnte. Dr. G. ist so jugendlich, gar nicht Spießer – ebenso nett wie Herr Nation. Dr. Grimm. Bitte sagen Sie, falls er fragt, Sie schrieben ab und zu – sonst bin ich Lügner. Wenn man nämlich objektiv von Jemand [4] sehr gut spricht, hat es größeren Schall. Verzeihen Sie die große Weisheit.

Meine Tinte doch umgefallen, 2 Taschentücher dahin, pechschwarz. Ich werde nach unten gerufen. Bitte folgt mir! Wenn ich dann wieder übers Meer fahre, weiß ich, Ihnen geht es gut. Ich habe nichts comprometierendes gesagt. Sie sind mir bös? Ich fühl es!

Ihr Jussuf

Gestern nach dem Vortrag blieb ich bei Bachrachs (Teatro) aber ich war so traurig, daß ich schon seelisch gelähmt war – nichts mehr wußte.