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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Sonntag, 16. Oktober 1938

Emil Raas
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16. Okt. 38

Lieber Mill.

Ich weiß nicht, wie mir zu Mute war, als Sie fortgingen. Auch wurde es jäh so düster in der Luft und unfaßlich traurig. Sie waren so traurig und ich verlegen. Ich hätte Sie sicher noch mal auffordern sollen, noch zu bleiben, aber da weiß ich nie wie Sie es auffassen. Auch verwirrte man Menschen gegenüber in dieser Emigrantenzeit. Dem Roland werde ich heute noch anklingeln St. Gotthard. [2] Ob er selbst sehr reich, weiß ich nicht, denn in Brünn seine Fabrik steht auf der Kiepe. Aber er spart nicht in dieser ihm sehnlichen Angelegenheit. Er muß selbst, erst mit Ihnen dann mit Viehhändler sprechen. Daß Sie kein Geld gut verdienen können, ehrt Sie und erhöht Sie ja. Nie hätten Sie sonst so ein herrliches Gedicht dichten können. Ich hatte immer so Schämigkeit vor Geld, noch heute mir im (kühlen Grunde) Schmerz. Aber für eine heilige Sache. Darum bin ich ruhig nun vor der Reise. Ihre 20 bekommen Sie noch. Nun kann ich kaum die hundert entbehren für Berlin, aber mein [Herz] tät mir weh. Sie waren so traurig. So gern wär ich mit nach Aarau gefahren, aber Sie sagten nix.

Schreiben Sie mir auf inl. Karte, ob ich freundlich war, mich gut benommen habe eben?

Ihr trauriger Jussuf

Anmerkungen

Briefbogen des Hotels Seehof-Bollerei.

Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 51).