[97] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Freitag, 1. Mai 1936


Herrn Fürsprech
Emil Raas
Bern
Balmweg 7.
1. Mai 36
Verzeihet mir, daß ich so bös geschrieben,
Bin immer gleich, derselbe Mensch geblieben.
Doch es war kalt, es regnete in Strömen
Mein Hirn, mein Herz und auch sein Federstift zu lähmen.
Jahrmarkt war gestern wieder nebenan;
Ich trage Ringe wie ich nie ersann
In Blech gefaßt zwei Wundersteine, die
Glänzen grünolive im Sonnenscheine.
Jussuf
Anmerkungen
Poststempel: Ascona, 1. 5. 36.
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 27). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 338 f.