Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Mittwoch, 8. März 1939
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8. März 39
Lieber Mill.
Ich danke Ihnen für Ihre Worte. Gern käm ich Freitag, einmal einen Tag wenigstens ein anderes Bild: Stadt zu sehen, zu durchstreifen. Aber das Elend draußen in den anderen Ländern erschüttert, empört mein [Herz] [2] Ich bin früh ohne auch nur Tasse Thee fort gegangen, eben 7 Uhr wieder hier. Gelingt die Sache, die ich heute (unter uns nach Berlin schrieb, so sind 5 Menschen frei. 90 gegen 10, vielleicht mir gelungen. Ich bin so gehetzt. Nun habe ich noch nicht ganz die neue Arbeit wirklich Arbeit abgeschrieben, auch so angestrengt noch. [3] Bitte fragt, ob ich Montag kommen kann? Sehr gut ich bin abends bei Löbs, zeige Bilder. Vielleicht, hoffe, er kauft noch eins. Und hier schreibe ich morgen einen Direktor, der mir so gewogen war, aber seine Frau beleidigte mich stets. Bekomme ich freie Fahrt in Marseille, so hab ich bei mir noch, abgerechnet Reise III. dorthin 250 Frank und kommt noch Löb dazu 350 und Direktor 450 da kann ich leben in Jerusalem, [4] ohne zu betteln und kommen Vorträge dazu wenn jetzt möglich. Jedenfalls, ich ginge auch ohne Ctm und bleibe David und Jonathan treu und dem Gesicht, dem Wort was ich im Gesicht gab. Ich bekam heute enormen Brief von Haifa. Kann nur zeigen. Ich kann mir nicht untreu werden, meiner Indianergesinnung.
Ich bin hingegeben meinem Wort auf Leben und Tod
Wollen Sie Herrn Löb fragen, ihm erklären?
Ihr Jussuf.
Habe alles! auch Caution
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 56).