[243] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Freitag, 17. März 1939

[1] [2]
17. III. 39.
Lieber Mill. Heut kommt wohl der Salär oder Saleer so ungefähr für den Vortrag. Dann kauf ich wieder Papier. 15 Frc. british Consulat 2 Frc. Leumund Leumond-zeugniß etc. wie kann ich da?! Ich dank Euch für berner Aufenthalt und ruhig hab ich dort am langen Tisch schreiben können, das, was ich sprach im Volkesjubel –
bis jetzt noch keinen Rubel,
[2] und – Entzücken. –
Die alle kamen von mir Freude abzupflücken.
Ich hielt mich aufrecht und blieb stark,
Trotz Hunger und auch schwach im Mark.
Ich bin entsetzt von den Situationen! Am 30. III. fährt mein Lloyd
Könnt ich fort, ich führe heut.
Falls Sie nur wittern eine Bombe –
Sofort reist fort aus dieser Katakombe,
Sofort und wenn auch zu den Kannibalen,
Noch immer besser als der Hunnen Qualen.
Jussuf.
Ich schlief heute Nacht bei Dr. Moos und femme,
Und wusch mich morgens eben – an der Leitung mit dem Badeschwamm.
[Frauenkopf en face mit Fes] Jussuf.
[1] Bekam wunderbare Briefe, doch ich bin müde
Pardon! Bogen!!
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 56). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 10: Briefe. 1937–1940, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Andreas B. Kilcher, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009, S. 213.