Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Dienstag, 15. März 1938
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15. III. 38
Lieber Mill.
Das Hauptplakat noch heute nach. Ich muß so arbeiten, alles muß ich tun für alle. Und noch jetzt. Da ich – im Fall – ja einbreche. Ich bitte Sie nicht immer liebe Dichterin zu schreiben. Viele nennen mich Tino (v. Bagdad) – den Namen, wie mich St. Petron Hille nannte. Ich heiße (wahrhaftig) eigentlich: Goldelse. Aber ich bin bang man versetzt mich. Goldelse ... prémière war als ich zur Welt kam in Elberfeld. Ich ertrag nicht [2] länger: liebe Dichterin. Mit dem [Kreis]. Das schrieben Sie ja im Brief. Sie könnten nicht aus dem Kreis heraus, noch wollten Sie. Ich bin dumm, verstand erst später. Ich lock Sie doch nicht aus dem Wendekreis. Ich will doch nix. Und ich heirat doch nicht, auch 1000 2 Jahre und dem Märchen überschritten. Oder höchstens mal schönen Studenten und wir wohnen Holzbude. Ich spreche die Wahrheit jetzt – ich will ja nix. Wenn Sie mal [3] heiraten, so haben Sie recht und ich wünsche Ihnen Glück. Und ich bin doch kein Back[Fisch] der spekuliert, wenn er schon real. Und was brauchte ich spekulieren? Ich kann auch nicht garantieren, da ich in allen Schattierungen Augen hineinzusehen liebe. Und Dank für III. Mariage Eine Plag – Nicht für alle, aber mir: Hühnerstall. Und ich beginne zu krähen und gelähmt meine Ideen.
Die Liebe hat mit Ehe nichts zu tun. Doch Sie passen fürs Heim. Zu trennen ist ja immer – noch selbst Anwalt.
[4] Das schreib ich also einmal total klar.
Keine Angst. Mich beleidigt Angst, mich den Prinzen von Theben.
Glauben Sie mir doch klipp und klar, natürlich und gefärbtes Haar.
Ich habe Lust
Ganz unbewußt
Mal blond gefärbt
(Wenn auch nicht vererbt)
Mein Haar zu lassen
Genau wie Gretchen auf den Gassen.
Lieber Mill, ich heiß Tino.
[3] Ich mach Fußfall, seien Sie mir wieder gut?
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 46).