Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Samstag, 2. Juli 1938
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2. Juli 38
Lieber Herr Fürsprech.
So viel Wesens aus sich machen – bei den Ungeheuerlichkeiten. Ich schrieb ja auch nicht davon. Heute in der Frühe, schon gestern Abend bekam ich – Soldat und Matrose unerklärliche Angst und zwar was mit den Büchern etc. geschieht. Jedenfalls bei meinen Abenteuern und wilden Wegen, halten Sie die Karte. – Falls Sie wollen?? Dr. Kahn ein gentler feiner Anwalt in Elberfeld nun früher in Berlin. Ich bin nun zum letzten mal maltraitiert, aber es ging gut. Zuerst Arm dann Knochen im Mund. Nur so schwach. Aber das sind [2] die Folgen, da mein Blut schlecht und schwach durch 4 ½ Jahre Unterernährung. Sagt Doktor, da haben sich 2 Eiterheerde gebildet, aber nun alles vorbei. Ich esse ja seit Januar sehr viel und schlafe auch früher, auch bei Tag, auch oft im Selekt am Mittag, da läßt man mich schlafen. viele Spione dort Ich bitte Sie kommen Sie nicht mehr, ich habe für diese Menschheit nichts mehr übrig im Herzen. Ich mußte vielleicht aus Stahl werden. Ich bin gar nicht disponiert zur Freundschaft im üblichen Sinne. Bitte nicht böse sein. Ich weiß Sie verbanden das Nützliche mit der Höflichkeit.
Ich habe Erlaubniß sogar bis 1. Jan. zu bleiben wieder, aber sowie ganz geheilt und fieberlos wie momentan reise ich Jerusalem
Mit lieben Grüßen Else Lasker-Schüler
Oberarm aufgeschnitten gewesen u. Kiefer gesägt. u. nun alles raus.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 49).