www.kj-skrodzki.de

Copyright © 2003–2025 by Karl Jürgen Skrodzki, Lohmar

Dr. Karl Jürgen Skrodzki, Am alten Sägewerk 5a, 53797 Lohmar, Deutschland

Tel.: +49 2241 942981

E-Mail: web (bei) kj-skrodzki.de

[210] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Samstag, 2. Juli 1938 (2)

Emil Raas
[1]

[1][2]

2. Juli 38

Lieber Herr Fürsprech.

So viel Wesens aus sich machen – bei den Ungeheuerlichkeiten. Ich schrieb ja auch nicht davon. Heute in der Frühe, schon gestern Abend bekam ich – Soldat und Matrose unerklärliche Angst und zwar was mit den Büchern etc. geschieht. Jedenfalls bei meinen Abenteuern und wilden Wegen, halten Sie die Karte. – Falls Sie wollen?? Dr. Kahn ein gentler feiner Anwalt in Elberfeld nun früher in Berlin. Ich bin nun zum letzten mal maltraitiert, aber es ging gut. Zuerst Arm dann Knochen im Mund. Nur so schwach. Aber das sind [2] die Folgen, da mein Blut schlecht und schwach durch 4 ½ Jahre Unterernährung. Sagt Doktor, da haben sich 2 Eiterheerde gebildet, aber nun alles vorbei. Ich esse ja seit Januar sehr viel und schlafe auch früher, auch bei Tag, auch oft im Selekt am Mittag, da läßt man mich schlafen. viele Spione dort Ich bitte Sie kommen Sie nicht mehr, ich habe für diese Menschheit nichts mehr übrig im Herzen. Ich mußte vielleicht aus Stahl werden. Ich bin gar nicht disponiert zur Freundschaft im üblichen Sinne. Bitte nicht böse sein. Ich weiß Sie verbanden das Nützliche mit der Höflichkeit.

Ich habe Erlaubniß sogar bis 1. Jan. zu bleiben wieder, aber sowie ganz geheilt und fieberlos wie momentan reise ich Jerusalem

Mit lieben Grüßen Else Lasker-Schüler

Oberarm aufgeschnitten gewesen u. Kiefer gesägt. u. nun alles raus.

Anmerkungen

Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 49). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 10: Briefe. 1937–1940, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Andreas B. Kilcher, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009, S. 149 f.