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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Dienstag, 17. November 1936

Emil Raas
[1]

[1][2]

17. Nov. 36.

Lieber Mill.

Es pochte immerzu an mein Herz. Ich ging zu Herrn großen herrlichen warm gesinnten Rechtsanwalt Dr. Denken Sie Moment entfallen er verteidigt David Fr. und er empfing mich so lieb und ich erzählte ihm zunächst aus eigener Erfahrung was ich durchgemacht und nun noch nach Jahren in Mailand. Und, da in der Zeitung stand, der Rabbiner habe geleugnet, daß er auf der Straße belästigt wurde, zeigte ich ihm, den eben empfangenen Brief Emil Bernards (Cohn) den Sie ja auch gern haben. Er war 4 × im Lager unschuldig und floh dann Amsterdam. [2] Ich sagte (Donnerwetter noch weiß ich Namen noch nicht St. Petergasse 1) (mit langem weißen Bart) alle wünschen fast dasselbe im Geist, nun da er es tat, zieht man sich zurück. Er gab mir in allen Dingen recht. Er sagte sofort, er kenne mich aus Büchern, liebe meine Gedichte. Und er sagte zuerst (bitte unter uns) es läge sehr ungünstig, da die Angelegenheit nicht politisch hier in der Schweiz, aber gesetzlich bestraft würde. Später wurden wir so bekannt, ich sagte, er gewänne sicher Freispruch. Da vertraute er mir an, unter uns, die Staatsanwaltschaft sei für D. Fr. aber die olle Gustl. habe einen Anwalt etc. Auch soll der Kerl persönlich sich in D. nicht schlecht betragen haben. Ich sagte, er habe heimlich immer Juden was Ungebührl. Antis. zugemurmelt und auch ausgespuckt. Ich kann zur Verhandl. kommen, aber ich hab nicht genug. Ich müßte mich jetzt schon melden Chur, da nur 120 Plätze.

Bitte teleph. Sie Gafner ich habe Sie gebeten, ihm zu sagen, mein Buch angenommen!

Schon beauftragt Teo Otto die Decorationen zu machen.

Jetzt weiß ich: Dr. Curti.

Ich sprach nett objektiv von Ihrer feinen Gesinnung. Er fragte dann noch mehr von Ihnen.

Kann ich was tun?

[1] Ich las in der Kâbâlah mal von Unterlassungssünden. Es wäre die größte gewesen, da mirs ins Herz gelegt.

Mill, ich bitte Sie, was kann ich nun tun? Wollen Sie Dr. C. begleiten?

Gerade weil D. Fr. kein Amt hat, konnte er es und gerade weil er Ausländer, mußte er den Ernst besitzen. Ein Engel habe ihm die Sache in die Hand gelegt natürlich wegen seiner Familie. Man darf darüber nicht sprechen, wie der Bücherfabrikant Ludwig es tat. Sonst schädigen wir seine Familie. Der Dr. C. bejahte.

Hat Gafner geschrieben?