Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, um den 20. September 1936
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Gestern kam Dr. Zucker (im Vorstand Judentum) früher Legationsrat Berlin, ja er war ganz außer sich, kaufte Chokolade 6 Tafel Suchard; ich mußte nehmen. (Nehmen mir Schmerz immer!) Er schreibt schon jetzt über mein Stück, mußte eben das letzte alte Exemplar senden. Was sagen Sie? Und wollen Sie alles führen [2] für Arthur Aronymus? Die Theatersachen – ich meine die realen Dinge? Und meinen Contrakt bei Oprecht? Bitte wie der Einkaufspreis?? bei Ihnen? Umsonst will ich nicht! Und nun ist O. für den Druck sehr. Er ist doch ein feiner lieber Mensch. Ich humpele noch; manchmal vergeß ich es. Ich wollte noch [3] 2. Depesche schreiben; ich schlafe jetzt mehr, da ich mich die 5 Tage Lager erholt hatte.
Wir sitzen alle im Selekt
mit Schweiß bedeckt.
(So heiß!)
Ich möchte gar nicht aufstehen. Um 9 muß ich ja. Freute mich früher, wachte ich oft auf in der Nacht – wir gingen dann durch den Urwald und tranken aus einem Goldfluß, gelbes Wasser und [4] pflückten uns vom Brodbaum Korinthenbrod und Cocosnüsse warf uns ein Chimpanse zu. Hohe Geyerfedern trugen wir im Haar und sprachen eigentlich nie. Ich hörte Sie nie sprechen und wenn, war ich es ja. So endete die Geschichte der Indianerin Pampaië. (Plötzlich bin ich traurig.)
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 28).