[200] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Donnerstag, 24. Februar 1938 (2)

[1] [2]
24. II 38
Lieber Mill
Ich schreib nur paar Worte, daß ich Ihre Karte erhalten mit dem netten frischen Waldplatz. Ich dachte gerade zur Post gehend, an so eine Landschaft und war direkt starr. Ich bin noch sehr schwach. Der Doktor meint, da ich öfters bei der Herzgrippe, wenn auch Herz verbunden in Flanell, aufgestanden bin Minuten sogar nach [2] draußen ging, vor – Herzweh der Situationen in denen ich existiere. Ich fass nicht, da ich wieder gesund wurde bei den Stichen. Aber da liegt man eben fremd, die Leute – können doch kein Interesse haben oder für Geld. Auf die Idee kam ich dann. Der Erik schreibt so nett und oft von Sans Remo. Er tut auch jetzt was. Ein lieber guter Mensch ist er und indianertreu. Im Spätsommer werden wir wieder, komm ich aus Gerusalemme, nach Ascona. Dort so liebreich.
Jetzt mach ich mir Chokolade mit Wecky und Vollkornbrot.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 45). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 10: Briefe. 1937–1940, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Andreas B. Kilcher, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009, S. 126.