Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Samstag, 31. Oktober 1936
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Lieber Mill
In großer Eile. Ich muß sofort zu Jemand hier in der Nähe, dessen Bruder auch Nationalrat – (entre nous) mein Verleger. Der holt mit mir und Frau Dr. Nation. Pass ab, damit er nicht gestempelt wird aus Gründen. Er sagt, das Schlimmste was kommen kann, sei, daß ich 6 Tage über die Grenze reisen muß. Damit mein Hiersein [2] von Neuem anfängt. Die Cantonpolizei habe immer nur Furcht, daß man nach 6. Jahren Aufenthalt hier Berechtigung hat. Ich möchte doch nie Schweizerin werden, schon der Klang – Schweizerin; bitte auch unter uns. Ja ich bin so abgerast endlich hätte ich Aussicht, daß ich nicht mehr bald betteln brauch. Dr. Oprecht direkt genial. Und sehr gut. Lieber Mill, klingeln Sie nicht an. Ich wollte gestern nur fragen, ob Dr. Gafner Sie nicht hat kommen lassen. Klingelte aber dann vorher ihn an. Er sagte, ich soll seinem Wort wirklich heute glauben. Er bittet Sie zu sich. In Eile. Jussuf
[3] In 2 Mon. ging ich Jerusalem mit Buch. Und käme dann wieder, wenn ich ohne zu betteln leben könnte. Trotzdem Hugo May und Dr. Ittmann direkt vornehm sind. Nie werd ichs Dir. May vergessen – seiner Art.
Ich grüße liebe Renée
[Blume]
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 70).