www.kj-skrodzki.de

Copyright © 2003–2025 by Karl Jürgen Skrodzki, Lohmar

Dr. Karl Jürgen Skrodzki, Am alten Sägewerk 5a, 53797 Lohmar, Deutschland

Tel.: +49 2241 942981

E-Mail: web (bei) kj-skrodzki.de

[152] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Samstag, 6. März 1937

6. III. 37

Lieber Mill

Wußten Sie, ich muß 1. IV. 4. April fort aus der Schweiz. Darum sagten Sie so ernst, ich sollte nach London? Stenz gewiß schon auf der Reise: New-Jork oder? Ich werde vielleicht schon 25. März nach Rom fahren für 8–15 Tage. Dann Gerusalemme. Kriege Brandbriefe meiner Freundin Elfrieda. Ich bring dann mein neu Buch hin. Schon alle Korrektur. Bilder sind reizend, lauter fromme Spielsachen lithographiert. Schon 50 Luxus bestellt; kommen mir von jedem Buch 20 und kriege alles vorher vielleicht. Bin dann nicht so pauvre in Jerusalem. Habe gelernt oder hab nun doch in den 4 Jahren »magere Kühe« einen Safe gebaut in mir. Frau Dr. Elfrieda Caro schenke ich 100 Frc. Ich war 3 × meist per Tag in Berlin bei Caros, auch nachts oft. Dr. Oprecht kommt nach Jerusalem auch bald für 14 Tage wegen Bücher etc. Ich habe dort 9–12 Vorträge. Ach ich freu mich etwas, da kann ich so wandeln so warm und innerlich die Jaffaroad – Dann muß ich noch Jemand sprechen unbedingt aus Berlin. Kann nur erzählen warum. Dann alles verpacken. 80 Bilder colorieren – muß Nächte opfern, da unbedingt sehr bald fertig sein muß, sagt Verlag. Sehr unangenehmes ist passiert – was mir nicht gefiel. Ich bekam 10 Frc. Sollen Überschuß gewesen sein. Warum kümmern Sie Sich darum, ich habe Verlag nicht hingeholt. Sonst hatte ich 100 bis 150 stets. Darauf rechnete ich. Nun sprechen wir morgen die beiden netten Direktoren und ich zusammen. Und ich hoffe sie geben mir 100 Frc. extra und dann geh ich weiter und hol. Und später wenn die Bilder gemalt, großer Koffer gepackt, sicher hingestellt, werde ich etwas unerhört Feines machen – Sie würden sich totlachen. Ich hab die Liste von Schweizern in die oder der? Hand bekommen und großartige Idee. Das Geld der Luxusb. behalt ich ganz, damit ich steh einmal und weiter kann. Vom anderen event. Raubgeld send ich Hälfte fort. Ich geb mir ja so Müh, Tag und Nacht; ich gönn mir kaum Schlaf. Ich kann bald nicht mehr. Ich mal Ihnen später die Bilder alle im Buch; erst send ich eins. (Nicht etwa zu bestechen.

Ist der Herr in Bern denn nicht sehr einflußreich? Ich glaube doch! Er ist nur auf einem anderen Corridor, ein Kondor im Kontor.

Eben bin ich gezeichnet worden kollossal geschmeichelt, das machte ich aus! Nur kein Charakterkopf!! [fliegender Vogel]

Frau Dunant hat für mich, glaube ich, zwei Briefe an die H.... F.... schrecklich Wort so nennen wir die Leute mit dem Schäflein im Trocknen. geschrieben. Sie machte hier früher für mich mit. [einige Wörter gestr.] Bitte verzeiht! Ich bin heruntergekommen und lag auch alles in der Wupper schon, so war das bühnenhaft der Ton, doch macht man Jahre 4 das immer mit, dann kann man anders nütt oder nit. Auch verachte ich so tief die Menschheit heute

Leb wohl bald geht es in die Weite [waagerechte Mondsichel]

Zum Mond von gestern und von heute. [fliegender Vogel]

Wo muß es doch heraus

Und brennen im Kamin die Scheite

Ich wollt Ehrenwort, anständig schreiben – geht nicht!! mehr. Wieso?

Nun zu spät! Hatten Sie je den Gedanken, mit mir oder uns eine Grandräuberei zu machen?

Sanit. Hirschfeld

Prof. Dr. Fein –

Benn (Arzt)

waren oft mit uns anständigen Geschöpfen – vernachlässigten im Bunde – im Fall einer Mobilmachung. Die Aufregung die Angst vor der Sprache des Bürgerweltchen Idyllencharakteren. So kommt nix heraus! Geld verlangen! ist die Waffe gegen den Bürger! Ich hab sie zu wenig stets gebraucht. Stets für andere. Nun für mich – denn noch muß ich. Später bau ich mir Palast für mich allein, meine Hedwig und ein Somali betreuen mich! Jussuf

Grüßen Sie Ihre Feldblume Die wievielte? »Ich kann doch nicht immer dieselbe lieben!« sowieso [Karikatur eines Frauenkopfs im Profil]

[Blume] Für Emil von Lieschen.

Steigen Sie mir den Buckel rauf!

letztes Rundschreiben.

Sie brachte noch Spargelsuppe, mageres Kalbfleisch ohne Fett für abends. Habe alles versteckt unter Tüchern. Ich hatte vorgetragen großartig selben Tag und Nacht vorher nur Theeee und dabei soll man noch tête behalten. mein Brief gewaltig aber wahrhaftig wie meine Milz – Sie dachten Herz. [im H ein Herz] Das war mal da. aber das wandert. Ich kann nicht um »Excuse« bitten, denn ich habe ehrlich geschrieben. Heider sprach ich – Moment – gleich mehr. Das schöne Mädchen kam gerad. Er ist doch Halbdeutscher. Ich geh mal zu Reiffs – falls Sie mir irgend Bild in welcher Art senden, schwöre ich bei den Möven, die ich liebe, ich send es zurück.

Und ja ich bedaure sehr,

Da ich momentan verschling nichts mehr!

Ihr

Jaguar

Das sind die Probelithographien meines neuen Buchs. Wo ich ein Kreuz (erstes Bild kommt bunt ins Buch.

Gefreut??!

Für Ihre Wand [das W als Herz] wenn schön genug. Muß ich Sonntag nach Bern so colorier ich sie schnell für Sie, lieber Mill. »Nun kann sie lieber Mill sagen.« Höre ich Sie sagen. Ich bin am Ende; großer Streit heut mit Oprechts. Ich verlange mein Honorar sofort nach Sendung der Luxusexemplare. Doch trotzdem er sehr nett. Lieber Mill, zu müde irgend zu sprechen – aber ohne häßlich Wort. Ich bin am Ende.

Ich will auch keinen meiner Namen mehr hören. [fliegender Vogel]

Eben begegnete mir die große Schauspielerin Frau Giese, die mit Erika Mann die Pfeffermühle hatte. Sagte, der Rieser wär so (unter uns) dumm, da könnt man nichts ändern. Ich bin so beschäftigt, ich kann nichts mehr denken.

Buch: 200 Seiten. Ich sends sofort!

Wieder schrieb: Thomas Mann so lieb an mich.