Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Sonntag, 12. November 1933
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Fraumünsterpost postlagernd Zürich
12. Nov. 33
[Blumen] Das sind die schönen Blumen vom Markt in Bern
Herrn Dr. Brunsvig, den ich grüße sandte ich eine Depesche vor einigen Tagen. Sie kam doch an?
Lieber Begleiter.
Verzeihen Sie, daß ich Ihnen erst heute danke für die große Freude – mir die wunderalte Stadt: Bern – gezeigt zu haben, zumal ich seit den Affairen, die ich vor paar Monaten durchmachte, nicht allzugut gehen kann und schon Geduld dazu [2] gehört mit mir spazieren zu gehn. Nachher – noch die Koffersache – vielmehr die Schachtel – die mir im letzten Moment mein Mädchen im Hospizhôtel gab und mit zwei Schildern beklebte, da ich erst nicht auspacken wollte, die eben eingepackten Sachen für Paris. In sieben Tagen fahre ich fünf Tage nach Paris. Hier beginnen dieser Tage die Proben schon oder die vorangehenden Rollenverteilungen. Sprechen Sie bitte noch nicht darüber. [3] Ich versprach es so. Die ganz kleine Welt, [über dem W ein Stern] die ich vom Himmel pflückte, oder, die mir in den Schoos fiel, nun wirklich leuchten zu sehen bald, ist wunderschön. Aber gern denk ich an Bern
Ihre Else Lasker-Schüler
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 2).