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[1] Else Lasker-Schüler an Emil Raas

Zürich, Sonntag, 12. November 1933

Aktualisiert: 23. April 2025

* * *

Emil Raas
[1]

[1][2][3]

Fraumünsterpost postlagernd Zürich

12. Nov. 33

[Blumen] Das sind die schönen Blumen vom Markt in Bern

Herrn Dr. Brunsvig, den ich grüße sandte ich eine Depesche vor einigen Tagen. Sie kam doch an?

Lieber Begleiter.

Verzeihen Sie, daß ich Ihnen erst heute danke für die große Freude – mir die wunderalte Stadt: Bern – gezeigt zu haben, zumal ich seit den Affairen, die ich vor paar Monaten durchmachte, nicht allzugut gehen kann und schon Geduld dazu [2] gehört mit mir spazieren zu gehn. Nachher – noch die Koffersache – vielmehr die Schachtel – die mir im letzten Moment mein Mädchen im Hospizhôtel gab und mit zwei Schildern beklebte, da ich erst nicht auspacken wollte, die eben eingepackten Sachen für Paris. In sieben Tagen fahre ich fünf Tage nach Paris. Hier beginnen dieser Tage die Proben schon oder die vorangehenden Rollenverteilungen. Sprechen Sie bitte noch nicht darüber. [3] Ich versprach es so. Die ganz kleine Welt, [über dem W ein Stern] die ich vom Himmel pflückte, oder, die mir in den Schoos fiel, nun wirklich leuchten zu sehen bald, ist wunderschön. Aber gern denk ich an Bern

Ihre Else Lasker-Schüler

Anmerkungen

Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 2). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 57.

die wunderalte Stadt: Bern • Anfang November 1933 hatte Else Lasker-Schüler in der jüdischen Studentengruppe »Union Bern« auf Einladung von Emil Raas gelesen. Raas besprach den Abend in der »Jüdischen Presszentrale Zürich«. Vgl. E. R., Else Lasker-Schüler in Bern, in: Jüdische Presszentrale Zürich, Jg. 16, Nr. 771 vom 17. November 1933, S. 11 (»Das Blatt der jüdischen Frau«). – die Proben • Else Lasker-Schüler hoffte auf eine Inszenierung ihres Schauspiels »Arthur Aronymus und seine Väter« durch Gustav Hartung in Zürich, der das Stück bereits 1932 zur Uraufführung in Darmstadt angenommen hatte. Vgl. Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe […]. Bd. 8: Briefe. 1925–1933, bearbeitet von Sigrid Bauschinger, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2005, S. 581 f. und Bd. 9 […], S. 54 f. (an Edda Lindner, 27. Oktober 1933). – Der Plan zerschlug sich Mitte Januar 1934. Siehe [Brief 7].