Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Donnerstag, 8. März 1934
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8. III 34
[fliegender Vogel]
Lieber Nordvogel
Frau Dr. Rom hier erzählte mir da Sie wußte durch ihrer Schwester, Frl. Gabarty der Freundin der Else Neustadt, Herr Dr. Brunschwig hatte mich damals eingeladen, er sei hier gewesen. Ich habe nie Ihren Namen genannt. parole d’honneur. Aber nun wird es Sie erstaunen, daß ich noch hier bin? Ich glaube Frau Dr. R. sagte Herrn Dr. das. Frau Rechtsanwalt Dr. Dunant, die wir befreundet sind, hat – (sie und ihr Mann, der Sohn des Schweizer Gesandten in Manchester,) sich beide für mich um mein egypt. Visum bemüht in Genf. Die Egypt. Familie schrieb mir vor paar Tagen, daß es auf dem Consulat in Cairo oder Alexandr. bewilligt sei. Es dauert immer 4 Wochen. Nun mußte es wieder nach Genf und erst in paar Tagen kann es in mein. Händen sein – der Pass zurück mit Visum. So wartete ich mit Schmerzen. Dort in Alexandrien [2] wird es besser gehn, da viel für mich geplant. Mein Vetter war hier der Besitzer der Frankfurter Zeitung in Frankfurt/Main, der auch hinschreiben wollte wegen beschleunigtes Visum. – da kein Deutscher mehr so leicht eingelassen. Er brachte mir das (Tagebuch) Buch, das zu Ehren meines Onkels Sonnemanns des Gründers der Frankfurter Zeitung herausgebracht wurde. Denken Sie, genau schildert er, natürlich realistisch das Haus, darin er die Dora kennen lernte, (mein Großelternhaus in Hexengäseke. das ich nie gesehen habe, da es abgerissen wurde.) Alles so merkwürdig. –
– Ich war krank, ich habe nichts mehr gegessen und getrunken und schlief immer ein. Alles ist in mir gebrochen, vorher verdorrt. Darum bin ich mich los und taumele so, von Wind und Wetter und der Laune, der immer unzufriedenen Leute – (fast alle – nicht alle hier) hin und her.
[Frauenkopf im Profil:] D. s. V.
Das heißt der säumende Vogel
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 6).