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[18] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Donnerstag, 1. März 1934

1. März 34

[fünf fliegende Vögel: ein großer und vier kleine]

Oder sind die vier Eure Gedanken der weißen Freundschaft wie Ihr schreibt?

Lieber Antonio,

lieber Eisgeyer.

Der rote säumende Vogel bin ich. Er ist auch auf dem Papier lebendig, da ich ihn mit meinem Blut, nach Indianerart – aus dem Kinn meines Gesichts entnommen, malte. Ein kleiner Schnitt mit dem Dorn. Nun habt Ihr den Inkas los. Im Flug mit den obigen fremden Vögeln, den ich mich oben unter der Nachtwolke anschließen werde, nach den Sphinxen. Lebt wohl und nur Freude! Am 3. oder 8. bin ich auf der See.

Und das Gedicht, das ich dichtete, als wir stritten!

Ich bin bei – Pilavachis Alexandrien (Egypten) Rue de la maternité 3 (Rond Point) im Fall man nichts mehr von mir hört. Lebt wohl – ich fliege nun in die Welt

[Blumenstrauß]

Gewinnen werdet Ihr sicher den Prozess.

Die Verscheuchte.

Es ist der Tag im Nebel völlig eingehüllt,

Entseelt begegnen alle Welten sich –

Kaum hingezeichnet wie auf einem Schattenbild.

Wie lange war kein Herz zu meinem mild ....

Die Welt erkaltete, der Mensch verblich.

– Komm, bete mit mir – denn Gott tröstet mich.

Wo weilt der Odem, der aus meinem Leben wich? –

Ich streife heimatlos zusammen mit dem Wild

Durch bleiche Zeiten träumend – ja – ich liebte dich .....

Wo soll ich hin wenn kalt der Nordsturm brüllt? –

– Die scheuen Tiere aus der Landschaft wagen sich –

– Und ich – vor deine Thür, ein Bündel Wegerich.

Bald haben Thränen alle Himmel weggespühlt,

An deren Kelchen – Dichter – ihren Durst gestillt,

Auch du und ich.

Und deine Lippe, die der meinen glich,

Ist wie ein Pfeil nun blind auf mich gezielt.

Else Lasker-Schüler.

[Kuvert:]

Herrn Emil Raas

Bern

Balmweg 7

Anmerkungen

Poststempel: Zürich, 1. 3. 34.