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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Montag, 12. Februar 1934

Emil Raas
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12 2. 34

Lieber Begleiter

Ich habe Ihren Brief, der ein feiner ist, eben noch einmal ruhig gelesen. Mir tut es wirklich leid, wenn Sie mich so mißverstanden haben sollten. Im Grunde soll ich etwas: jäh sein, ich kann, wenn ich auch wollte nie lügen noch geklügelt sein, auch wollte ich nie in Ihr Herz einbrechen noch etwa mich hineinschleichen. Das sage ich, aus mir! (Ich weiß, Sie schrieben nichts davon.) Im Gegenteil Sie schrieben einen sehr feinen Brief wie ein belagerter König mit Grandezza abbürdet eine schmerzliche Last einem Häuptling (ungefähr) eines wilden Stamms, der aber dichtet. Ich darf mich doch ruhig verteidigen? Ich habe die Gardinen zugezogen, es ist 2 Uhr mittags, ich will allein im Zimmer sein, selbst ohne Tageslicht. Ich habe das elektr. Licht aufgedreht. Ich bin mächtig traurig, ja aber so soll es sein; man kann nur erfüllt werden mit allem Glanz wenn man ganz verarmt kommt (in jeder Beziehung) und mißverstanden. Das wurde ich immer und wo ich anders glaubte, täuschte mich ein Lächeln. Ich habe ja auch viel viel abzubüßen und ich bin ruhig. Ich möchte nur sagen, daß ich [2] kein Wort gelogen habe heute im ersten Brief, daß ich nie geklügelt habe. Das vermuteten Sie wohl nie? Daß ich auch gern noch manchmal Streiche mache. So schrieb ich den Gerichtsbrief. Auch Schmerz kam dazu. – Nur eins übertrieb ich heute früh: Daß ich Brotverweser werden soll in Egypten – aber das kommt so: In Berlin kam zu mir der ehem. Emir oder seine Vettern sind 96: Edouard Roditti ein Dichter geb. Türke – wohnend jetzt in Paris, ich soll sofort mit nach Palästina, ich hätte kein Ehrgefühl wenn ich in B. bliebe bei der Verfolgung. Das war ungef. im März (glaube ich.) Ich sollte in Palästina ? werden. Dafür sorgte er und seine Freunde und etc. Ich sagte, ich ginge bald dorthin, aber man könne nichts werden, was man nicht ist. Auch habe ich keinen solch äußeren Ehrgeiz. – Er schrieb mir noch vor paar Wochen. Wollen Sie die Adresse? Er wohnt bei seinen Eltern in Paris. Und darum schrieb ich das heute früh. Alles andere parole d’honneur: vollständige Wahrheit!! Und als ich eben Dr. jur. (Rechtsanwalt) Steinmarder besuchen wollte Bahnhofstr., war er gerade fort. Gehe aber morgen hin. Ich sende Ihnen noch meine beiden Schauspiele, da kommen meine unzähl. Onkel vor – (Mit den Tanten zusammen) in einem Haus: 22. Onkel Karl, (ich glaube er hieß noch [3] 2. Namen: Heinrich Wir nannten ihn Advent?? hat meine Erzählung Arthur Aronymus gelesen, wahrscheinlich gaben ihm die Tel Aviver Freunde mein Buch: Er las somit sein Elternhaus (Sie weinten über meine Armut, als sie wieder nach Tel Aviv reisten. Dabei war das gar nicht so schlimm. Oft hatte ich sehr viel und ich warf es dann, namentlich für Dummheiten heraus: Vollworth amerik. Warenhaus: Glitzerne Spielereien 25–50 Mk.: Lauter Ohrringe lange Perlen [Ohrgehänge] kaufte ich für die sogenannten Freundinnen Ringe für das Rom. Café. Fragen Sie Wilhelm Sternfeld: jetzt Paris Hôtel Bréa. Und Dr. Faitelowicz Hotell Odessa u. s. w. alle Paris. Nun, da der Onkel, der noch mit jüngstem Onkel in Frankfurt allein lebender ist, so hatten die Freunde Erfolg, er vermachte mir enorm. Dr. Steinmarder soll es ausrechnen. Er ist 82 Jahre alt. I have written him eben in the morning. Dear Onkel dear young boy in spring. [Herz] I hope, jou leave oder live still long time, I can wait! – Ich habe viel verlernt. In Berlin sprachen wir oft englisch im Café letzte Zeit. – Dieser Onkel schaukelte mich freches Kind immer auf seinen Knieen; – und ging früh nach Amerika: Manchester und ich wußte nur, er habe in Kalifornien Besitzungen. Aber ich mache mir ja nichts aus Geld. Ich finde Geld ist ein Prüfstein. Aber in Tel Aviv soll große Freude sein unter den Spielgefährten. schrieben sie! Ich möchte nur am Strand des Jordans eine Hütte haben. So schrieb Uri schon gestern oder vorgestern. er soll ganz erregt gewesen sein. [4] von wegen der Muscheln und der Mächtigkeit der Wasser. Ich bleibe stets äußerlich meiner Innerlichkeit getreu: Mein Herz ist arm, es fehlen selbst die Blätter. – Daß Sie mich haben so weit sprechen hören – wunderschön! Natürlich sprach ich für Sie die Gedichte und wenn Sie das neue haben wollen. Oder ich sende es mit den 2 Büchern zum Abschied. Es heißt die Verscheuchte. Es kommt in »die Sammlung« Amsterdam Märznummer – sicher. Ich dachte an die letzte Verscheuchung – in – der Schweiz. – Dann schrieben Sie plötzlich. Aber ich las es vor zum Schluß. Ich dachte wohl oft an den Lexicon, denn der Gehirntisch wacht immer, mein Feind und mein Warner. Und ich beteure noch einmal, alles kommt von meiner Indianerspielerei – (natürlich nicht wahllos – ich kann ja nicht für. Aber nie im Leben gelüstete es mich, mir in ein Etui zu legen was mir nicht gehörte, nicht zukam. Im Gegenteil, ich wünschte, daß Ihnen herrliche Mädchen begegnen sollten, wie ich mal paar hier sah mit Schlidderschuhen über Schulter und so steh ich nun, sagte die volle volle volle Wahrheit – die Wolke helfe mir – ich kann nicht anders. Tino von Bagdad.

in Bagdad zu materiell

nun ich werde aussuchen

[1] Ich verachte Sie falls Sie ein Wort an mich schreiben, auch wenn die Bücher da sind und der entzückende Blumentopf. Die Chokolade nehm ich mit.

Ich nehme Ihre Ehre zum Schwur, daß Sie nicht mehr schreiben. Ich könnte nie mehr antworten.

Ich soll und muß vielleicht doch Kornverweser werden und will dann mich der Menge liebend widmen, da ein Mensch verwirrt.

[5] Ich kann selbst den Brief noch schwer lesen, aber Sie können es vielleicht Ehrenwort alles wahr!

[(Säuglings-)Kopf mit Teddybär]

geb. 1. Febr. 34

II. Jan. 34 Zürich

u. doch schon 47 Jahre alt

u. doch schon 43 Jahre alt.

Waschington wo mein Onkel eigentlich wohnt Sommer ist Californien

Ich hätte geschrieben an den Prinzen Jussuf: »Ich liebe Sie wahnsinnig!«

[6] Ich danke für Chokolade und namentlich für herrlich keine stachelige Weltkugel mit Blüthe.

Bitte verwahrt ihn mir!

Ich reise ohne Gebäck! Um die Hände zu bewegen

[Blumen] Liebe Grüße.