Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Donnerstag, 22. Februar 1934
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22. II 34
[fliegender Vogel über Wellen]
So flieg ich
Lieber Begleiter
Damit Sie nicht glauben, ich habe etwa absichtlich nichts von dem holden kleinen Blumencacteentopf und der Chokolade geschrieben, so schreibe ich den zweiten Brief ganz schnell auf der Post, wo ich mich immer erwärme: Ich sandte beides nur zurück als ein Opfer; – vielleicht. – Wollte sogar dazu schreiben: Bitte pflegen Sie in der Zeit: Egypten – die schöne Blume an der kleinen grünen Erdkugel – für mich, da das Geschenk mir ja gehört. [2] Und die Chokolade sandte ich aus Betrübniß. Ich weiß nichts mehr. Ich reise am 3. März fort. [Schiff]
Ich hab so viel erlitten in Berlin zuletzt und dann zuerst Monate hier – ich kann mich gar nicht mehr freuen. Und da Sie mir schrieben, daß meine – armseligen (sage ich) – Sie etwas froh machten im Studium, so sage ich Ihnen, Ihre Antworten begleiteten mich den Tag ihrer Ankunft stets. Warum sollte ich nicht die feine Freundschaft von Ihnen verstehen? Sie wissen ja, was ich von Ihnen alles halte und verehre – wie ich Ihnen vorvorgestern schrieb.
Ihr säumender Vogel.
Vielleicht sprech ich nochmal Radio paar Gedichte! Dir. Job hat mich heute Abend eingeladen.
Warum sandten Sie mir nicht Ihre Gedichte? Wollen Sie mein letztes haben?
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 5).