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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Samstag, 3. Februar 1934

Emil Raas
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3. II 34

Lieber Begleiter

Ich hätte eher gedacht der Mars wäre auf die Erde gefallen, als daß Sie in dieser Weise unseren Briefwechsel beurteilen, unser, mein vertrauenvollstes Schreiben an Sie – beinah verhöhnten. Einem Brief würde ich nie, mit dieser traurigen Tatsache – Glauben geschenkt haben. Aber da es mir ein früherer Bekannter von Ihnen sagte, wahrscheinlich nicht böswillig, da er Sie ehrt, – Sie haben meinen Brief, unseren Briefwechsel zu Ihrem Studium nötig gehabt – (Ihre Worte) muß ich doch sagen, daß ich im Augenblick erschüttert war. Ich bin nie [2] unbescheiden gewesen – aber immer wußte ich und weiß ich doch, daß ich eine Dichterin und der Prinz von Theben bin und mein Wert liegt vielleicht darin, sagte mal eine feine fremde Frau, daß ich nicht klügele und handele mit Gefühlen. Und auch nichts von anderen Menschen will – das sage ich – aber nie das Geringste von einem Menschen, der mir eine seelische Zuflucht im Entsetzen der leeren erbarmungslosen Zeit ist. Ich bin jetzt nun gegen die langen Monate in Zürich, die ich mit Trübsal hungern und frieren verbrachte, direkt ein Krösus. Ich glaube ähnlich steht in dem zweitletzten Brief an Sie. Jammerweh tut es mir, daß ich Ihnen privat vielleicht in Bern zur Last lag – ich meine in dem Local (kleinlich?). Ich bin immer Prinz von Theben oder Tino von Bagdad – aber zu tiefleidenden Menschen das Selbgefühl mit tausend Wunden aufbrechen, geizt man hier mit Freundlichkeit und – auch mit Worten.

Leben Sie wohl!