Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Freitag, 14. September 1934
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14. IX 34
Lieber Mill Raas.
Ich hätte Ihnen sicher etwas Nettes – äußerlich Wertvolles zum Neuen Jahr gesandt. Mir macht so was Freude. Auch habe ich seit paar Monaten wieder genug Geld, um einen Frc. zu opfern – auch wenn ich keins hatte. Ich laß mich nie in Nichtgelddingen stören, in die Spielläden zu gehen, [2] meine schwache heimliche Freude. Auch Riesen, den Machno z. B. sah ich vor 1000 Jahren so gern wie heute. Darum überstehe ich oft Schmerzen viel leichter wie andere Menschen. Auch ist mein Arm wieder heil, der mir Jahre weh tat. Ich glaube aber – ein anderer Grund, warum Sie nicht mehr wollten, ich soll die Spielerei nicht mehr senden. Ich bin Ihnen nie böse darüber, wünsche Ihnen liebe Menschen und Glück, damit Sie Sich nicht innerlich einsam fühlen in dieser Welt. Sehen Sie, selbst meiner besten Freundin Julia bin ich fremd geworden. Verzeihen Sie Couvert! Auf der Post. Also alles Schöne und Herrliche: Neujahr!
[3] [Kopf im Profil mit Fes, darin ein Davidstern]
So stehen die Jerusalemiter an der Post
[1] Und gestern 12. Abendausgabe stand von mir Neue Zürcher Zeitung
Jetzt wollen sie Wiederschau man wird Privatunternehmer.
Abigail.
Ich habe ein neues Gedicht verbrochen.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 11).