Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, kurz vor dem 17. April 1936

III. Brief.

Wieso geht Ihnen vieles schief? Eine abtrünnige Feldblume etwa? Oder welche Enttäuschungen? Sie haben doch wirklich keine? Ich immer!!! Ist Ihre Arbeit nicht fertig geworden? Alles geht nicht im Nu.

Haben Sie Geldnot? Aber dann spürt man [2] die Freude, hat man wieder was. vielmehr. Menschen, die immer Geld haben, wie hier so viele, sind müde und mißmutig. Wenn ich gleich habe, bezahl ich die paar Läden und Frau Signorell (Schwester) geb ich 3 Frc. wieder und dann – Kino [3] Sonnabend und meine neue schwarze Sammthose hol ich mir 3 Fr. Sie wollte 1,50 aber ich find zu wenig. Dann ess ich ordentlich wo dann Kneipe treff ich zwei Mägdelein, die nett sind. Dann schlaf ich was, da ich so viel arbeitete. Dann send’ ich Dankkarten ab mit Blumenbild. Es regnet sehr fortwährend.

Manchmal denk ich an meine Wupper so nett [4] aber immer an Jerusalem an den Jaffaroad und geh dann nach Recharia-Jerusalem. Eine Collonie wie ein Amphitheater gebaut. Nur ich darf das wiedersehen, überhaupt sehen!! Herrlich merkwürdig mitten in der Wüste. Ich hab gerad so Sehnsucht!!!

[Schiff, darüber Mondsichel und Stern]