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Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Freitag, 17. April 1936

Emil Raas
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17. IV 36

Lieber Mill,

bitte verzeihen Sie mir! Ich bitte Sie um Verzeihung. Die Briefe sandte ich nur aus Eitelkeit. Ich wollte auch nüchtern erscheinen. Ich schenke viel lieber, als daß ich nehme. Ich muß ja die vier Bilder, von denen ich schrieb verkaufen durch die Dame Frl. Oppenheimer in Berlin für Berliner. Darunter für [2] mein liebes treues früheres Mädchen, die mir geradezu erschütternd schreibt wie einsam sie ist. Nie von mir nehmen wollte noch nehmen will. Ich werde in den Lago gehen, falls Sie das Bild zurücksenden. Lassen Sie es Sich einrahmen, zwar unter Glas in (Kalikon (?)) Ich meine Rande umklebt mit dem Einrahmpapier – schwarz [gerahmte Büste, beschriftet: »bin ich mit Tigermütze und Stola«] schmal. Ich laß mich photographieren, zu sehen wer mein Bild will? Soll ich eins senden? So verliebt bin ich in Mütze und Sammthose. Gern send ich eins. Ich hab nichts bös gemeint in meinem Brief, war [3] auch nicht besonders traurig, nur wutentbrannt. Hat sich gelegt, auch was wärmer und es ist morgens und so weiter. »Ich bin auch zu ungezogen«! Sagt Arthur Aronymus. Es ist ja gerade meine Beruhigung, Sie haben zu essen und werden gepflegt zu Hause. Wenn das nicht wäre, ich würde Ihnen senden. Ich schrieb nur von den Osteropfern, die meinem Haus Theben gebracht, damit Sie [Mondsichel mit angedeutetem Gesicht] kein Mitleid etwa mit mir haben. Nun hab ich 100 Frc. unter Ehrenwort im Portemonnay. [4] Schon die ganze Miete für April bezahlt und alles sehr viel und gut also. Ich bin doch mal ein Wilderer und da ist nichts zu machen. Bitte, lieber Mill, seien Sie froh! [als Punkt des Ausrufezeichens ein Stern]

Sie müßten mal nach Paris etwas Sich erholen. Ich muß bald 8 Tage hin wenn ich wieder in Zürich bin. Erik will durchaus und immer ich beeide sind wir alle zusammen und Erik hat Sie so gern. Sie hätten die schönsten blauen Augen, Sie schlenderten immer hin und her und oft hilflos. Fragen Sie [5] ihn nur: Paris 8 rue François Mouthon. Schreiben Sie ihm doch mal. Er fragte nach Ihnen. Oder reisen Sie sofort hin, aber mindestens 14 Tage. Sie schwärmen doch für Paris, schrieben Sie mal. Er würde sich schrecklich freuen! Lieber Mill, ich mal Ihnen noch ein Bild.

Bin sehr begierig, ob alle die Dinge, die im Spiel, werden. Glaube sicher! Bitte nicht böse sein, ich bin nie hinterrrücks, hört sich oft nur so dumpf an. Ich bin ja so von Wellen hin und her geschleudert; ich bin wieder froh und verstehe auch alles. Ich will ja nichts. Bin ganz getröstet. Seien Sie wieder froh.

Ihre Dichterin.

[6] Inl. Bild bin ich manchmal. Dann lauere ich im Urwald.

[Kuvert:]

Herrn Fürsprech

Emil Raas

Bern

7. Balmweg 7

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