www.kj-skrodzki.de

Copyright © 2003–2024 by Karl Jürgen Skrodzki, Lohmar

Dr. Karl Jürgen Skrodzki, Am alten Sägewerk 5a, 53797 Lohmar, Deutschland

Tel.: +49 2241 942981

E-Mail: web (bei) kj-skrodzki.de

Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Mittwoch, 25. Dezember 1935

Postfach 49. Ascona. Hauptpost.

25. Dezember. 35

Lieber Mill.

Der Schnee kommt ins Zimmer durch die Ritzen der geschlossenen Fenster denn er fällt wie Briefe Zettel und Streifen vom Himmel immerzu und alle die Berge sind zugedeckt man sieht nicht einen Baum mehr oder irgend einen blauen Pfad. Denn meist sind die Rigis ganz blau beinahe unglaublich blauer wie der blaueste Himmel. Aber es ist doch keine Verwandte von mir diese Tessiner Landschaft. aber oft sehr schön. Ich war heute Mittag Gast bei Signorell wo ich wohne. Ich ass und ass und ass wieder so 10 Gerichte und trank Wein und nachher Kirsch und Cafe und lauter Torten. Doch sehr lieb von Signorells und ich hätte sie beleidigt wenn ich ihre Einladung nicht angenommen, sagten sie. Nun hab ich lauter Torten und wie schön wir könnten sie alle zusammen essen. Es kann ja auch essen zusammen reizend und drollig sein. wie in Berlin so oft bei Festtagen und so allerlei Feiern, Ostereiern, billigen und teuern. Und viel Wein und Cognac hab ich in Körben und trink immerzu, auch nachts namentlich vom süssen Tessinerwein und ess Torte. Torte schmeckt famos. Ich ess bei verschlossenen Türen damit ich allein bleibe beim Kuchen man soll den Teufel nicht versuchen. Denn alle alle essen gerne Torte doch ich spiel diesmal piano-forte!! Aus Zürich kam eine Kiste von Zürich kam ein Packet von Zürich kam ein Korb geflochten sie alle taten was sie vermochten. Ich esse esse immerzu das Essen lässt mir keine Ruh Auch einen Schinken Lachs hab ich und Einmachbüchsen krönen mich und Apfel Birnen Nüsse und Mandarinen die Menschen wollen an mir sühnen. Ich wollt wollte immerwährend ich hätte Hunger Hunger ungefährend vier Tage nur ist manches frisch und möglich mittags auf den Tisch. Zum Beispiel ohne Federlesens und dergleichen Federn schneid ich mir wieder von der Torte linker Hand ein grosses Stück mit Zuckerkant mir war sie bis zum heutigen Tage was ihr Geschmack von Fenster aus noch unbekannt. Nun weiss ich aber wie sie schmeckt, ein kühner Nebensprung und elegant ein zweites mit dem Marzipan was hat man dir du armes Kind getan du armes Embrio im Glase es gleicht mir einen Riss in der Extase es fiel ein Reif in der Chanuka auf seinem Zweige ofenbar. Ich bin so gern ein Embrio und und so und so und weiter so und bin so gerne noch im Sinn zu Hause in der Pause und spiele wieder Un und sinn mit meinen Freunden in der Laube alle noch nicht zur Schule aber klüger wie die Lehrer sagte mein Vater immer.

Ich habe vorerst diplomatischen – Brief nach Wien geschrieben. Erwarte Antwort. Aber ich erkundige mich noch wegen schweizer Verlage, der Doktor des Wiener Verlags ist ein Freund weiss ich genau von Dr, Maril Fischer Abteil Theater. Nun habe ich Theater Biel und momentan stehen die Torten darauf – – angefragt wegen mein neu und alt Schauspiel. Ich soll senden zur Ansicht. Ich send morgen. Ich hatte acht Tage kein Geld auch für Marken nicht Nun 70 Frc wieder. Zwei Professoren Familien wollen so gern ich soll international in Bern sprechen. Ich wusst noch nicht Ihretwegen. Sie meinen sonst ich käm wegen Ihrer. Nun kann ich vielleicht dann auch in Basel sprechen und Zürich verbinden. Ich kann dann auch unter uns anderen helfen in Berlin. Sprechen Sie doch mal mit Frau Dr. und Herrn Dr, Baumgarten-Tramer. Und mit     in Bern. Ich soll durchaus bei Frau Prof dann wohnen. Dann spar ich Torte. Sie sagen Sie kennen mich gut Aber gut sprechen. Eck trau Oenk nich mehr. Echt wuppertalisch. Stark beide Frauen im Kopf aber nicht sagen. Ich weiss nicht ob sie sich gegenseitig mögen. Frau Dr. Baumgarten hat vier Bilder bestellt, sie könnte sie verkaufen. an Billionären und ich mal sie Extra wenn ich noch kann? Die Palästinabilder müssen zusammen bleiben. Ich hab wieder ein neues Gedicht gedichtet, aber noch nicht aufgeschrieben. Es kommt Luft daran, schreibt man es auf. Ein schön trauriges Gedicht ich bin zu bang es aufzuschreiben.

Nun ess ich eine Birne mit Stiel und Haut. Dann vielleicht wieder Honigkuchen. Es ist kalt und ich friere und die armen Vögel. Ich mach jetzt alleine etwas was alles ändert wenn es sein soll. Ich habe es gestern nur einer lieben Frau gesagt, damit sie es weiss wenn es so wird. Der Vater Ihres lieben Freundes Herr Messinger ist vielleicht Medium oder sehr in diesen Dingen ein starker Gläubiger.

Ihre Dichterin