[75] Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, wahrscheinlich Dezember 1935
[Davidstern] Lieber (bescheidener) Mill.
Inl. geschlossen lassen!!!, habe ich festgelegt, Sie zeugen dann? was ich tue, Deutschland zu befreien. Vielleicht nach dem Willen unseres lieben Gottes lieben Gottes. Er ist kein Spießer, kein Erwachsener, aber »der Älteste der Ältesten«, wie die Kabala sagt, aber auch der Jüngste der Jüngsten: »Ich [Davidstern mit Blüte] Bin Der, Der Ich Sein werde.« Er wächst auf mit jedem Indianischen Herzen. Ich will, möchte sein einziges Volk sein. Ich weiß es geben auch im Judentum nicht viele Menschen
Vielleicht werde ich mal ein Mensch? Noch wild im Walde – noch schlafdunkel.
Habe ich schon geschrieben? Habe 4 Bilder bestellt.
Mitte Januar hier Vortrag: Bücherausstellung und Bilder
Ich sende gleich Dir. Delsen, er will lesen, meine beiden Theaterstücke.
Ich arbeite wieder enorm.
(Verzeiht oben – kam Klecks)
Anmerkungen
Druck (Brief): Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 287.