Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Ascona, Mittwoch, 13. Mai 1936
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13. Mai 36
[fliegender Vogel]
So schön scheint warme Sonne.
Lieber Mill.
Ich danke Ihnen für die schnelle Retournierung. Sandte gestern sofort nach Rom. Soll ich Ihnen die Abschrift des Briefs senden. Ich schrieb ihn ab für Dr. Littmann Rabbuni in Zürich und für Sie. Daß Ihnen das Buch gefiel, mir doppelt wertvoll. [2] Eben hab ich auch dem belgisch. Arzt geantwortet was ich antworten soll für Vorträge. – Wär das schön! Da ging es mir von Spätherbst an besser. Ich möcht Ihnen auch noch was anvertrauen, aber nur, da ich abergläubig unter uns. Zürcher Schauspiel hat dringend meinen Arthur Aronymus eingefordert von selbst. Wenn das würde! Der beste Schauspieler aus Berlin Inl. Brief schrieb mir lieber Werfel darüber. Wie man doch eitel ist! Nicht wahr! Oder nicht? Ach, ich denk nicht! Ich hoff ich leb dann noch. [3] Nun geh ich was spazieren; sowie man raustritt, sofort Bekannte. Am 30. sprech ich hier. Gehe nun Teatro um zu sprechen wie die Plakate. Ich zeichne jedes – einfach so: mit Kohle: [Frauenkopf im Profil mit Fes] und 10 Stück. Dann kommen Sie! Der Flieger frei. Gestern brachten wir ihn hier ans Schiff nach Italien. Das arme Geschöpf. Alle schenkten wir ihm was.
So traurig alles! Nicht wahr? Aber immerzu auch!
[4] Auch meinem Anwalt Zürich, der schon 3 Jahre für mich alles macht, sandte ich schönes Bild ganz bunt: Indianer und Indianerin: weißer Mond – weiße Milchstraße tanzen. Ahhh!! sagte der Laden bei dem ich einpacken ließ. Warum wollten Sie nicht für mich verhandeln mit Verleger? Oder besser so, da Zürich der Schauplatz. Ihr armer
Jussuf
[Frauenkopf im Profil mit Halsreif und Fes]
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 27).