Else Lasker-Schüler an Emil Raas
Zürich, Montag, 6. Mai 1935
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6. Mai. 35.
Lieber Mill.
Ich hab so schrecklich viel zu tun mit dem Buch das übermorgen fertig sein muss. Auch noch so viel kam über mich und ich rase auf der Maschine. Ich habe schon wieder geschrieben dem Verlag, und bitte raten Sie mir auch noch mal. Aus Bequemlichkeit sende ich Couvert bei. zur sofort – Zurücksendung des inl Briefs. Ich schrieb mir liegt daran die ganze Rest zu verkaufen. Nehme ich die hebraischen Balladen von den Büchern fehle das Herz – Und der Verlag könne später gern die ges. Bücher in paar Büchern gesammelt herausbringen. Paul Cassirers ganze Freude waren tatsächlich die 12 Bücher. Ich bin schrecklich angestrengt zertrampelt mein Herz. So sollt es kommen. Die Bilder hilft mir Jakob Goldschmidt zu verkaufen in Amerika. Was von ihm ehrenrüriges gestanden ist ein Racheakt. Mill, bitte hören Sie mich an. Ganz nur für Sie!! Ich bin befreundet mit zwei Direktoren von Brann auch noch dazu seine Verwandten, grosse gentleman. Die geben mir jeden Monat 100 Frc für die Miete. Ich muss hier im Hospiz bleiben leider und gern hätte ichs Ihnen erklärt. Ich sage Ihnen das nur weil Sie überzeugt sein sollen, wie nett beide sind. Ich mal dafür, da ich nichts annehme ungestraft zwei Bilder oder dem einem der Gedichte so liebt, schreibe ich Gedichte ab von mir. Nun ist doch in Bern eine grosse Filiale Brann. Solche Kaufhäuser müssen doch jurist. Beistand haben??? Soll ich von Ihnen sprechen darf ich das – – – – – Sie wissen natürlich nichts [2a] davon parole d’honneur mill! Beim Kraal! Sollten unsere Stämme sich auch mal bekriegen. Sie haben mich Selbst so pessimistisch gemacht. Wie mach ich das? Was soll Ich sagen?? Nun sind Sie ja so kleinmütig nicht einmal mit mir ein Leiden aufzunehmen und zu stolzsüchtig alles soll ich allein ertragen. Es wäre doch herrlich so eine Sache. Und ich weiss man hat Sie sehr bald unendlich gern und Sie sind bald unentbehrlich. Darf ich vorsichtig probieren. Ich sage wir kennen uns von Bern wo ich vortrug, Sie enorm von Dichtung verstehen. Imponiert gerade den Direktor hier enorm. Und auch was Sie können mir die vielen erzählten und wie ich damals las. Ich freute mich – mir täten Sie einen grossen Gefallen. Ich ruhiger. Denn ich hab gerad genug mit mir zu schaffen. Darum verging mein Herz und Indianerdienst dürfen Sie doch annehmen. Ich komm sowie Buch eingereicht. Ich habe gestern dringende Einladung nach Paris zum [am linken Rand Ansatz zu einem Frauenkopf im Profil] Schriftstellercongress bekommen, soll ja kommen. Vielleicht kann ich paar Tage, reise dann nach Ascona wenn ich kann; hoffe sehr nach Abschluss der Antiquar. Bücher und Manuscript. Hier Dr. Zucker allerserster gentleman geb. Deutscher ehem. Legationsrat in Berlin unerhört zu mir und überlegt mit mir. Er liebt meine Verse. Giebt mir Adressen mit nach Jerusalem zum – – – Einbrechen. Sie haben dort alle Angst in Recharia vor meiner Jaguarmütze die angelangten Spiesser aus Berlin gerade die Bürger und aus Hamburg und Breslau und Magdeburg. Nur Dr. Ruppin von dort sehr fein und bedeutender Direktor im Hilfsgebäude. Aber Herr Rosenwang, Herr Orang Utang, Herr Veilchenblüt, zieht mir durchs Gemüt ..... Sinthflut!!
Bin wieder der herzlose Jussuf ganz ungefährlich. Man balsamierte mein Herz ein.
[2b] Mein Onkel wird Sept. 91 Jahre – ich mag ihn nicht angehen – er soll schön an mich denken.
Anmerkungen
Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 17).